Brief von Karl August Varnhagen von Ense an Helmina von Chézy
Berlin, 30. Oktober 1854
Seite „741r“
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[Karl August Varnhagen]An Helmina von Chézy.
30. Oktober 1854.
Verehrte Freundin!
In Ihren antheilvollen ausführlichen Rathschlägen und
Mahnungen hinsichtlich meiner Krankheitsleiden
liebreiche und kundige Sorgfalt der früheren Pflegerin und
Fürsprecherin unsrer verwundeten und kranken Soldaten am
Niederrhein,
wurde! Sein Sie meines gerührten Dankes versichert wie
meiner besten Berücksichtigung Ihrer Angaben, mit Ausnahme
der die Bäder betreffenden, da ich nach vielen Erfahrungen mit
diesen ungemein vorsichtig sein muß. Überhaupt darf ich in
meinen Jahren die Ansprüche nicht zu hoch spannen, und muß
zufrieden sein, wenn die Zustände nicht allzu heftig werden. –
Noch Einmal aber Ihnen meinen herzlichsten Dank! –
Mahnungen hinsichtlich meiner Krankheitsleiden
erkennʼ ich die
liebreiche und kundige Sorgfalt der früheren Pflegerin und
Fürsprecherin unsrer verwundeten und kranken Soldaten am
Niederrhein,
wo Ihrer hülfreichen Aufopferung so schlecht gelohnt
wurde! Sein Sie meines gerührten Dankes versichert wie
meiner besten Berücksichtigung Ihrer Angaben, mit Ausnahme
der die Bäder betreffenden, da ich nach vielen Erfahrungen mit
diesen ungemein vorsichtig sein muß. Überhaupt darf ich in
meinen Jahren die Ansprüche nicht zu hoch spannen, und muß
zufrieden sein, wenn die Zustände nicht allzu heftig werden. –
Noch Einmal aber Ihnen meinen herzlichsten Dank! –
Ich sende Ihnen hiebei, was ich von dem Gedicht Arnim’s
an Sie
starke Lücken blieben und auch in dem Hingeschriebenen
nicht alles sicher ist. Besonders ist die letzte Strophe man-
gelhaft und gleich daran erste Zeile endet mit „Weih-
nachtfeste“, worauf dann kein Reim weiter folgt. Könnten
Sie das Gedicht herstellen, so wäre das sehr erwünscht. Auch
die Briefe Arnim’s
für die bevorstehende Sammlung zu benutzen. Schicken
Sie mir solche, auch den letzten, den Sie als einen nicht ganz
freundlichen bezeichnen. Eine Erklärung von Ihnen, seine
Geschichten von der Frau Karschin betreffend, im „Gesell-
schafter“ abgedruckt,
an Sie
aus dem Entwurf habe entziffern können, wobei
starke Lücken blieben und auch in dem Hingeschriebenen
nicht alles sicher ist. Besonders ist die letzte Strophe man-
gelhaft und gleich daran erste Zeile endet mit „Weih-
nachtfeste“, worauf dann kein Reim weiter folgt. Könnten
Sie das Gedicht herstellen, so wäre das sehr erwünscht. Auch
die Briefe Arnim’s
, deren Sie erwähnen, wären wohl
für die bevorstehende Sammlung zu benutzen. Schicken
Sie mir solche, auch den letzten, den Sie als einen nicht ganz
freundlichen bezeichnen. Eine Erklärung von Ihnen, seine
Geschichten von der Frau Karschin betreffend, im „Gesell-
schafter“ abgedruckt,
ist ohnehin schon bei den Akten. –
Die Autographen, die ich wünsche, sind von Georges Sand
und Frau von Genlis. Doch ohne der Wohlthätigkeit Schran-
ken zu setzen, wie eine hier in Berlin geläufige Redensart
sagt, wenn man Bittgesuche zu empfehlen hat! –
und Frau von Genlis. Doch ohne der Wohlthätigkeit Schran-
ken zu setzen, wie eine hier in Berlin geläufige Redensart
sagt, wenn man Bittgesuche zu empfehlen hat! –
Seite „741v“
Die beiden gewünschten Adressen füg’ ich am Schlusse
bei. Beide können mit Nutzen gebraucht werden. Wenn
es aber den Verhältnissen gemäß erscheint, daß Sie sich
an die Königin
hoffen. Ich bin leider von diesen Kreisen jetzt ganz fern,
und höre nicht einmal, wie es in ihnen steht und was in ihnen
vorgeht; dies „leider“ sag’ ich auch nur in Bezug auf den
grade vorliegenden Fall, nicht in Bezug auf mich selbst! Ich
kann nicht wünschen, meine Abgeschiedenheit zu verlassen. –
bei. Beide können mit Nutzen gebraucht werden. Wenn
es aber den Verhältnissen gemäß erscheint, daß Sie sich
an die Königin
wenden, so läßt sich davon das Meiste
hoffen. Ich bin leider von diesen Kreisen jetzt ganz fern,
und höre nicht einmal, wie es in ihnen steht und was in ihnen
vorgeht; dies „leider“ sag’ ich auch nur in Bezug auf den
grade vorliegenden Fall, nicht in Bezug auf mich selbst! Ich
kann nicht wünschen, meine Abgeschiedenheit zu verlassen. –
Wir haben noch schöne Oktobertage bekommen, und ich
benutze sie soviel ich kann, um in die freie Luft zu gehen
und meine Augen zu stärken, die aber den Winter sehr
fürchten. Die langen Abende mit Lesen oder Schreiben hin-
zubringen, muß ich mir versagen! Eine liebe Nichte, mei-
ner verstorbenen Schwester Tochter, hilft mir oft mit ihren
Augen aus; besonders wird mir das Lesen schwer, im
Schreiben ist mehr die Hand als das Auge thätig, hab– ich
bemerkt. –
Leben Sie wohl! Ich will diesen Brief nicht aufhalten,benutze sie soviel ich kann, um in die freie Luft zu gehen
und meine Augen zu stärken, die aber den Winter sehr
fürchten. Die langen Abende mit Lesen oder Schreiben hin-
zubringen, muß ich mir versagen! Eine liebe Nichte, mei-
ner verstorbenen Schwester Tochter, hilft mir oft mit ihren
Augen aus; besonders wird mir das Lesen schwer, im
Schreiben ist mehr die Hand als das Auge thätig, hab– ich
bemerkt. –
so gern ich weiterschriebe! Der Himmel sei mit Ihnen,
und lasse Sie nach so vielen herben Prüfungen heitre
Tage erleben! Mit besten Wünschen in aufrichtigster
Hochachtung und Anhänglichkeit Ihr
ergebenster Varnhagen von Ense.
Berlin, den 30. Oktober
1854.
1854.
Seite „742r“
742
Herr von Olfers, Generaldirektor der Königlichen
Museen, Ritter hoher Orden il. il.
Museen, Ritter hoher Orden il. il.
Kantianstraße 4.
in
Berlin.
Herr Geheime Regierungsrath Kugler
Friedrichsstraße 242.
in
Berlin.