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Amalie von Helvig

Anna Amalia ist die erste Tochter des Porträt- und Miniaturmalers Christoph Adam Carl von Imhoff, der sich nach der Rückkehr aus englischen Diensten in Indien als Gutsbesitzer in Mörlach bei Nürnberg niederließ, und Louise Sophie Franziska von Schardts, der Schwester von Charlotte von Stein. Die Tochter wurde nach ihrer Patin, der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, benannt. Der Umzug nach Weimar im Jahr 1785 bedeutet einen entscheidenden Schritt für das Leben der Familie. Nach der Rückkehr aus einem Mädchenpensionat in Erlangen 1791 gerät Anna Amalie schon in jungen Jahren in die höchsten intellektuellen Kreise der Zeit. Sie wird Hofdame bei der Herzogin Louise von Hessen-Darmstadt. Ihre Doppelbegabung als Malerin (vor allem Porträtistin) und Dichterin kann dank der frühen Förderung und der intellektuellen Atmosphäre in Weimar aufblühen. Sie wird sowohl von Friedrich Schiller als auch von Johann Wolfgang von Goethe zum Schreiben ermutigt und in ihrer Entwicklung unterstützt. Schon ihre frühen Texte werden im höfischen Kreis präsentiert und im „Musenalmanach“ und in den „Horen“ veröffentlicht. Anna Amalie ist außerdem Gast von Goethes 1801 gegründetem „Mittwochskränzchen“, d.h. geselligen Treffen, die die Tradition des höfischen Liebesspiels „Cour d’Amour“ aufgreifen. Das Malen und das Schreiben ziehen sich parallel durch ihr ganzes Leben und finden auch Widerspiegelung in ihren Briefen, in welchen sie als eine stets beschäftigte, tatkräftige Person erscheint, die immer ein reges Interesse für die Kunst, z.B. für private Gemäldesammlungen in Berlin bekundet.

1803 heiratet Amalie Karl Gottfried von Helvig (1764–1844), einen schwedischen Generalfeldzeugmeister, seit 1815 in preußischen Diensten, Generalleutnant der Artillerie. Von den Kindern des Paars erreichen nur Bror und Dora (Theodora) das Erwachsenenalter. Nach der Heirat zieht Amalie von Helvig mit ihrem Mann nach Stockholm, aber schon 1810 kehrt sie zurück, wozu nicht nur gesundheitliche Probleme, sondern auch Eheprobleme beitragen. Sie lässt sich in Heidelberg nieder. In den Jahren 1814–1816 erfolgt ihr zweiter Aufenthalt in Schweden mit Stationen in Stockholm und Uppsala. Die Zeit in Schweden ist reich an wichtigen literarischen Bekanntschaften, z.B. mit Per Daniel Amadeus Atterbom, Erik Gustaf Geijer und der Schriftstellerin und Salonnière Malla Silfverstolpe. Dank der intensiven Kontakte mit schwedischen kulturellen Kreisen wird Helvig zu einer wichtigen Vermittlerin schwedischer Kultur in Deutschland, für die sie sich vor allem durch Übersetzungen einsetzt. Zu ihren wichtigsten Arbeiten in diesem Zusammenhang gehört die Übertragung der „Frithiofs Saga“ von Esaias Tegnér.

1816 kehrt Amalie nach Deutschland zurück und lässt sich in Berlin nieder, wo sie einen literarischen Salon führt, in dem u.a. Friedrich de la Motte Fouqué, Achim von Arnim, Clemens Brentano und Adelbert von Chamisso verkehren. In Berlin lebt sie in der Nachbarschaft der Varnhagens. Außerdem ist sie mit August Neidhardt von Gneisenau und mit Bettine von Arnim befreundet, von der sie auch bis zu ihrem Tod gepflegt wird.

In Amalie von Helvigs Werken finden sich zuerst klassizistische, dann romantische Elemente. Sie war vor allem Dichterin, hat aber auch Erzählungen und Übersetzungen aus dem Schwedischen veröffentlicht; einige ihrer Gedichte wurden umgekehrt ihrerseits ins Schwedische übersetzt. Zu den berühmtesten Gedichten gehören: „Das Fest der Hertha“, „Abdallah und Balsora. Ein Gedicht in sechs Gesängen“, das Epos „Die Schwestern von Lesbos. In sechs Gesängen“. Von ihren Erzählungen wäre u.a. „Helene von Tournon“ zu nennen. Helvig ist außerdem Autorin von „Beschreibung altdeutscher Gemählde. Fragmente aus einem Briefwechsel“ (1812–1813 im Deutschen Museum von Friedrich Schlegel herausgegeben) und zusammen mit Friedrich de la Motte Fouqué Herausgeberin des „Taschenbuchs der Sagen und Legenden“ (1812).

Agnieszka Sowa

Literatur

Heinrich Düntzer:
„Die Dichterin Anna Amalia v. Imhoff zu Weimar“. In: Westermanns illustrierte deutsche Monatshefte 61 (1887), S. 368–383, 526–541.

Jutta Eckle:
„Künstlerische Selbstbehauptung in den Briefen Amalie von Helvigs aus Deutschland und Schweden“. In: Akten des XIII. Internationalen Germanistenkongresses Shanghai 2015. Germanistik zwischen Tradition und Innovation, Bd. 8. Hrsg. von Jianhua Zhu, Jin Zhao und Michael Szurawitzki.
Frankfurt am Main u. a. 2017, S. 159–163.

August Oberreuter:
„Amalia von Helvig als Mittlerin zwischen Schweden und Deutschland“. In: Beiträge zur deutschen und nordischen Literatur. Festgabe für Leopold Magon zum 70. Geburtstag, 3. April 1957.
Hrsg. von Hans Werner Seiffert. Berlin 1958, S. 303–328.