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Amalie von Voigt

Die Eltern von Amalie von Voigt sind Johann August Ludecus (1741–1801), Hof-, Steuer- und Akziserat in Weimar sowie Geheimsekretär und Schattulier der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, und Friederika Ludecus, geb. Kirms (1747/48–1789), die stirbt, als die Tochter 13 Jahre alt ist. Zu den Paten des Kindes gehört auch die Herzogin Anna Amalia. Die junge Amalie Ludecus wird bei Verwandten mütterlicherseits erzogen. Nach der zweiten Heirat ihres Vaters mit der Schriftstellerin Johanna Karoline Amalie Kotzebue (Pseudonym: Amalia Berg), der Cousine August von Kotzebues, findet Amalie Ludecus auch in ihrer Stiefmutter, die ihre literarischen Interessen teilt, Unterstützung.

Im Jahr 1798 heiratet Amalie Ludecus Christian Gottlob von Voigt (den Jüngeren), Sohn des Weimarer Staatsministers und Regierungsbeamten gleichen Namens. Voigt der Jüngere wird 1806 zum Geheimen Regierungsrat ernannt. Das Paar bleibt kinderlos, die Ehe wird schon 1809 geschieden. Nach der Scheidung reist Amalie von Voigt nach Dresden, angezogen von den dortigen Kunstsammlungen. Von 1810 bis zu ihrem Tod wohnt sie wieder in Weimar. Sie unternimmt Reisen nach Berlin, München und in die Schweiz. Amalie von Voigt ist auf dem Historischen Friedhof Weimar begraben.

Amalie von Voigt war sprachbegabt, sie sprach Französisch, Englisch, Italienisch und lernte später noch Spanisch. Sie übersetzt literarische Texte aus dem Englischen und Französischen und schreibt zahlreiche Beiträge für Zeitungen. Für ihre literarischen Arbeiten wählt sie unterschiedliche Pseudonyme und unterschreibt ihre Texte mit Cäcilie, A. V., Amalie, Clèmentine, z.B. in der Form: Erzählungen und Novellen von Cäcilie, Erfurt 1816. Im „Rheinischen Taschenbuch“ erscheinen in den Jahren 18126–1824 mehrere biographische Texte von ihr, die vor allem verschiedene europäische Herrscherinnen aus der Vergangenheit als Figuren behandeln, wie z.B. Blanka von Kastilien oder Adelheid von Burgund.

Ihr ganzes Leben lang interessiert sich Amalie von Voigt neben der Literatur auch für handwerkliche Arbeiten, vor allem für das Sticken, und wird in diesem Bereich hoch angesehen. Sie hat großes Interesse für florale Stickmotive und Muster. Ein Zeugnis ihres umfangreichen Wissens in diesem Bereich ist ihr „Wörterbuch der Blumensprache für Verzierungsmaler und Stickerinnen“, das 1822 in Leipzig unter dem Pseudonym „Cäcilie“ herausgegeben wird. Sie ist bemüht, ihre Kenntnisse anderen zu vermitteln und veranstaltet einmal wöchentlich Unterricht für bürgerliche Mädchen, wo neben den Handarbeiten auch literarische Texte gelesen werden.

Amalie von Voigt ist befreundet u.a. mit Christian Friedrich Tieck, Caroline Falk und Charlotte von Ahlefeld. Sie führt Briefwechsel u.a. mit Helmina von Chézy, Amalie von Helvig, Friedrich de la Motte Fouqué, Sophie Mereau, Johanna Schopenhauer und Fanny Tarnow.

Agnieszka Sowa

Literatur

[N. N.:]
„Amalie von Voigt geb. Ludecus“. In: Neuer Nekrolog der Deutschen. 18. Jahrgang, 2. Theil.
Weimar 1842, S. 994–997.

Katrin Horn:
„Amalie Henriette Caroline von Voigt, geb. Ludecus (1778–1840)“. In: FrauenGestalten Weimar-Jena um 1800. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Hrsg. von Stefanie Freyer, Katrin Horn und Nicole Grochowina.
Heidelberg 2009, S. 357–362.

Susanne Schroeder:
„Malen mit der Nadel. Gedanken zur Stickerei um 1800 und zur Ausbildung von Frauen und Stickerinnen an der Großherzoglichen Freyen Zeichenschule in Weimar“. In: Kunst und Handwerk in Weimar. Von der Fürstlichen Freyen Zeichenschule zum Bauhaus.
Hrsg. von Kerrin Klinger. Köln u. a. 2009, S. 39–59.