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Brief von Fanny Tarnow an Rosa Maria Assing

[Hamburg], [September 1819]
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 241 Tarnow Fanny, Bl. 23-24 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Fanny Tarnow
Empfänger/-in
Rosa Maria Assing
Datierung
September 1819
Absendeort
Hamburg
Empfangsort
Hamburg
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 120 mm; Höhe: 205 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription und Annotation durch Renata Dampc-Jarosz; Auszeichnung nach TEI P5 durch Betty Brux-Pinkwart; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „23r“

23

Assing.
Am Dienstag Morgen.

Gestern Abend um 10 Uhr erhielt ich noch einen
Brief von der Docktorin Schoppe, der mich in
Verlegenheit setzt, da ich meine Reise nicht
aufschieben kann. Zu Ihnen, liebste Rosa, wende
ich mich voll Vertrauen – ich schreibe in der
größten Eile u fieberkrank – daher so
kurz als möglich. Als ich hieher kam war die
Abrede, daß ich das Lokal für den Unter-
richt bezahlen sollte u die Schoppe wollte
dieses dafür möbliren – Dies war von
beiden Seiten nicht unbillig u ich nahm
daher eine Wohnung zu 100 r Miethe
später bot ich der Doctorin, ob ich gleich
das unnütz gewordene Lokal bezahlen
mußte, eine Vergütung an Gelde für den
Gebrauch ihrer Möbeln an – diese schlug sie
aus. Ich wandte nun ueber 30 [×××] Mark
an alles recht gut abzuliefern – ich ließ
einen Sopha, den ich mit sehr altem Ueberzug
bekommen hatte, nun ueberziehen – so
auch die Bettdecke – lieferte einige Tassen
Porce mehr ab, als ich erhalten hatte,
kaufte alles fayence neu – u glaubte

Seite „23v“

nun recht ruhig seÿn zu können – Da
erhalte ich gestern die beiden einliegen-
den Briefe. – Lesen Sie sie, liebste
Rosa – der silberne Löffel den sie mir
abfordert ist ein Irthum von ihrer Seite –
sie nahm ihn selbst diesen Sommer mit nach
Hause – ich wußte das nicht u glaubte ihn
gestohlen – das hat sie erfahren u grün-
det nun ihre Forderung darauf – mags
aber darum seÿn – hiebei erfolgt
für sie der schwerste, den ich habe
bekommen können u dazu noch 30 r [×××].
Von einem Dutzend Messer u Gabeln
hat sie 10 Paar behalten, mir 2 Paar
als defect zurück gesandt u fordert
mir nun für diese 2 Paar zu ein
volles neues Dutzend ab. Beantworten
läßt sich ein Brief nicht wie der den
ich gestern von ihr erhalten habe –
das werden Sie fühlen – also
meine liebste Rosa u Sie theurer
Assing
, nehmen Sie Sich meiner an –
Kaufen Sie ihr alles wieder, liebste
Rosa, was nur irgend nach Billigkeit
von ih mir gefordert werden kann

Seite „24r“

– es kommt mir auf einige r mehr oder
weniger nicht an – reichen diese 30 r [×××]
nicht, so schreiben Sie es mir nach Lübeck
wo ich ja noch 8 Tage bleibe u ich sende
Ihnen mehr. –
Ich bin sehr betrübt, liebste Rosa, u
krank dazu – Von Lübeck aus mehr –
Veruebeln Sie mir mein Vertrauen
nicht ich weiß kein andres Mittel zur
Ausgleichung eines Streites, der mir in
tiefster Seele zuwider ist. –
Gott mit Ihnen u Mann u Kind! –
Immer u unveränderlich von
ganzem Herzen

Ihre
Fannÿ.

Seite „24v“