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Brief von Amalia Schoppe an David Assur Assing

Hamburg, 9. Mai 1827
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 230 Schoppe Amalia, Bl. 13-14 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalia Schoppe
Empfänger/-in
David Assur Assing
Datierung
9. Mai 1827
Absendeort
Hamburg
Empfangsort
Hamburg
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 130 mm; Höhe: 205 mm
Foliierung
Foliierung mit Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Paweł Zarychta; Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Erstdruck: Thomsen, S. 291–292.

Seite „13r“

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[Ludmilla Assing]Amalia Schoppe, geb. Weise. Hamburg, den 9. Mai 1827.
Theuerster Assing!

Um Collisionen zu vermeiden, zeige ich Ihnen hiemit an,
daß ich für unsre geliebte Rosa zum 28tn
eine
Camellia Japonica gekauft habe, die sie noch nicht
unter ihren Blumen besitzt; leider kann ich sie ihr
nicht in Blüthe geben, denn die Zeit ist vorbei.

Dann, mein hochverehrter Freund, wünschte ich so herz-
lich, daß wir Rosas Geburtstag im liebenden
Vereine hier draußen bei mir zubrächten; sollte
das nicht einzurichten sein? – Wenn Sie etwa
den Freunden, die Theil an der Freude dieses
Tags nehmen, gelegentlich einige Tage vorher
sagten, daß Sie und Rosa nur bis 11 Uhr zu
Hause sein werden, würden diese dann ihren
Besuch, wenn Sie ihn etwa beabsichtigten,
nicht darnach einrichten? –
Gern sähe ich auch Steinheims
an diesem
Tage bei mir und bitte Sie, diese in mei-
nem Namen freundschaftlich einzuladen,
wenn Ihnen und Rosa dies gleichfalls an-
genehm ist, denn davon allein soll es ab-
hängen. Die Frauen und Kinder führen
dann um 10 oder 11 weg und Sie und der
Doctor kämen nach, wenn Sie mit Ihren
Geschäften fertig wären; wir können dann
zu Mittag essen, wenn es Ihnen paßlich
ist.
Es würde mich überaus beglücken, wenn
diese Einrichtung zu treffen wäre.

Seite „13v“

Mein armer Carl leidet noch immer an seinen
Schwämmchen, wie ich höre; da er sich sonst sehr
gut befindet, komme ich nicht zur Stadt, denn
das Fahren kostet viel Geld und das Gehen
wird mir, die ich mich durch den bösen Win-
ter noch sehr geschwächt fühle, äußerst sauer;
als ich letzt den Weg gemacht hatte, war mein
fataler Husten so wieder aufgeregt worden,
daß er mich die Nacht nicht schlafen ließ; in-
deß bessert er sich in der gesunden, köstlichen
Luft täglich.

Ich genieße die holden Frühlingstage mit stil-
ler Seele und lebhaftem Dank gegen Gott;
wie schön es hier ist, vermöchte ich nicht zu
beschreiben! In jedem Baum eine Nachtigall
und dann das himmlische Mondenlicht!

Sagen Sie Rosa, die sich für mein Wohlergehn
so freundlich interessirt, daß mein Geschäft mit
dem Modejournal
über alle Erwartung gut
zu gehen scheint; ich habe hier fast beinah
100 Subscribenten die mir allein 2 junge
Männer zusammenbrachten, und Aussicht,
300 zu bekommen; dann sammeln noch
400 Buchhandl. solche für die Verleger und
mich und drei junge Leute, die auf dieses
Geschäft gegen gewisse Procente reisen;
ich glaube, daß wir leicht 1000 Abnehmer
finden werden und dann ist meine Zukunft

Seite „14r“

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völlig begründet indem wir auf 8000 [Mark].
Ueberschuß rechnen können, wovon ich die
Hälfte erhalte. Gott gebe, daß mir durch
diese Speculation Muße werde, mein
Talent auf die rechte Weise anwenden
zu können; jetzt muß ich es durch Viel-
schreiberei zersplittern, welches mich oft tief
betrübt. Zuweilen komme ich mir vor wie
der Pelikan, der seine Jungen mit dem
Herzblut ernährt.
Ich schenke unsrer Rosa auch meinen „Iwan
,
der sich von Seiten der Kritick – und nicht
bloß der lobhudelnden, sondern der bessern,
ernstern, einer besondern Gunst zu erfreuen
hatte und von der Lesewelt ungemein günstig
aufgenommen wurde: möge auch ihr das
Buch Freude machen! –
Im Gesellschafter fand ich eine herrliche Erzäh-
lung von Rosa, „Clara“
genannt und lese
sie mit Lust und Eifer; theilen Sie Rosa von
diesen Zeilen mit, was sie bis zum 28ten
wissen darf.
Ich grüße Sie, meine geliebte Freundin und
die Kinder von ganzer Seele.
Ihre dankbare Amalia.
d. 9tn V = 27.

Seite „14v“

Lieber Assing! Ich bitte Rosa auf einige Zeit
zum Behuf einer Arbeit um die Biographie
Theodors von Neuhof, Königs von Korsika,

hätte aber das Buch gern gleich, oder
doch sobald als möglich.
A.
Sr Wohlgeb.

Herrn Doctor Assing.

Eigenhändig.