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Brief von Caroline de la Motte Fouqué an Karl August Varnhagen von Ense

Berlin, Januar 1830 [Abschrift]
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 60 Fouqué Caroline de la Motte, Bl. 31 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Caroline de la Motte-Fouqué
Empfänger/-in
Karl August Varnhagen von Ense
Datierung
Januar 1830
Absendeort
Berlin
Empfangsort
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 210 mm; Höhe: 250 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Renata Dampc-Jarosz; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Abschrift des Briefes vom Januar 1830; Erstdruck: BP, S. 153–154. Der Brief wurde nach der Abschrift gedruckt.

Seite „31r“

31

[Ludmilla Assing]206
Caroline von Fouqué an mich Varnhagen

Berlin, Januar 1830.

Sie sind krank! Das ist mir doppelt fatal! Und Ihre
Frau auch! Ich wäre so gern zu Ihnen beiden gekommen.
Wir würden tausenderlei miteinander besprochen haben!
Und jetzt brauche ich doch schnell Ihren Rath! – Sie sind
wirklich der wahre Geheimrath.
Nun sehn Sie, ich habe geschrieben, und schreibe noch: „Va-
terländische Novellen
, vom letzten Lebensjahre Georg Wil-
helms
1641 bis zu Friedrich dem Großen. Von der Hand
nur zwei Bändchen, die Ereignisse unter der Regierung
des großen Curfürsten im Familien- und Kriegsleben
verflochten. Die zwei ersten Novellen heißen: der Fünd-
ling
, und die
Brücke von Warschau
.
Glauben Sie, daß das hier gedruckt wird? Und wenn
nicht, wo sonst? Bedenken Sie, ob sich im Auslande
jemand an dem Emporblühen Preußens, seinem geistigen
Aufschwung nach gänzlichem Elende, erfreuen wird?
Hier weiß ich kaum, ob irgend ein Mensch Theil an
dem früheren Schicksale von Berlin, an den Familien
in der Mark, an dem allmähligen Entwickeln von
Kunst und Wissenschaft nehmen würde?
Ich habe Familienarchive, Chroniken, spezielle Mit-
theilungen, zu ganz lesbaren romantischen Situationen
benutzt.
Was meinen Sie?
Mit mir braucht’s keinen Rückhalt. Seien Sie im-
mer ganz frei, ganz wahr mit mir. Sie sind mein
Geheimrath, und als solcher dürfen sie nicht anders
als die Dinge in ein richtiges Licht stellen.
Mir schien die Geschichte so vieler Clans für uns

Seite „31v“

[Ludmilla Assing]204
nicht interessanter, als die der Arnim
, Bredow
,
Rochow
u.s.w.: und die Lage unsers Vaterlandes
während und nach dem dreißigjährigen Kriege
historischer Beachtung werth.
Doch kein Prophet gilt in seinem Lande! und
das Ausland mag uns nicht.
Denken Sie es anders? Ihr Ja oder Nein
erbittet Ihre ergebene
Caroline de la Motte-Fouqué