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Rahel Varnhagen von Ense

Rahel Levin wurde am 19. Mai 1771 in Berlin als erstes Kind von Chaje (Heichen), geb. Tobias (1742–1809), und dem jüdischen Bankier und Juwelenhändler Levin Markus Cohen (1723–1790) geboren. Im elterlichen Haus erhielt sie Privatunterricht u. a. in Fremdsprachen und Musik. Nach dem Tod des Vaters 1790 nahm die Familie den Namen Robert (später Robert-Tornow) an. Seit 1793 lebte Rahel in der Berliner Jägerstraße 54, ihre sogenannte „Dachstube“ wurde schnell zum Mittelpunkt des gesellig-kulturellen Lebens der preußischen Hauptstadt. Zu den Gästen des sich formierenden Salons gehörten u. a. Prinz Louis Ferdinand von Preußen, Pauline Wiesel, die Brüder Schlegel, Ludwig Tieck und die beiden Humboldts. Nach den gescheiterten Verhältnissen u. a. mit Karl von Finckenstein und Don Raphael d’Urquijo verlobte sich Rahel 1808 mit Karl August Varnhagen von Ense, den sie 1814 heiratete. Nach der Hochzeit unternahm sie mit ihrem Ehemann, oft aber auch alleine, mehrere Reisen, u. a. zum Wiener Kongress, nach Brüssel, Karlsruhe und Frankfurt am Main, wo sie 1815 zum ersten Mal Goethe begegnete. Seit den 1820er Jahren führte sie in Berlin zunächst in der Französischen Straße 20 und dann in der Mauerstraße 36 wieder ihren literarischen Salon, den u. a. Georg Wilhelm Friedrich Hegel, das Fürstenpaar Pückler-Muskau und Heinrich Heine besuchten. Mit den meisten ihrer Gäste und Bekannten pflegte sie Zeit ihres Lebens intensiven Briefaustausch, darunter mit Caroline de la Motte Fouqué, Amalie von Imhoff, Fanny Tarnow und Karoline von Woltmann, die im Projekt vertreten sind. Auszüge aus Rahels Korrespondenzen und andere ihrer literarisch-kritischen Texte wurden seit den 1810er Jahren, oft anonym, veröffentlicht. Nach ihrem am 7. März 1833 erfolgten Tod fing Karl August Varnhagen an, ihre Briefe und Handschriften einzufordern und zu sammeln. Er gab deren Auswahl in „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ (1833/1834) heraus. Die so zusammengetragenen Dokumente erwiesen sich als einer der Grundsteine der späteren Sammlung Varnhagen.

Paweł Zarychta

Literatur

Karl August Varnhagen von Ense (Hrsg.):
Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. [Buchhandelsausgabe] 3 Bde.
Berlin: Duncker & Humblot 1834.

Barbara Hahn (Hrsg.):
Begegnungen mit Rahel Levin Varnhagen.
Göttingen 2015.

Barbara Hahn und Ursula Isselstein (Hrsg.):
Edition Rahel Levin Varnhagen.
München, später Göttingen 1997ff.