Brief von Fanny Tarnow an Helmina von Chézy
Lübeck, 25. März 1820
Seite „62r“
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[Karl August Varnhagen]Fanny Tarnow an Fr. v. Chézy.
Lübeck, den 25sten März 20.
wenn ich Sie diesmal mit meinen Bitten
belästige; allein ich habe vor meiner Abreise aus Hamburg so viele unver-
muthete Ausgaben gehabt u mir ist
so manche kleine Zahlung bis nach der
Ostermesse ausgeblieben, daß ich
wegen der Fortsetzung meiner
Reise sehr in Verlegenheit
kommen würde, wenn ich die ver-
sprochenen 100 rth nicht bekäme. Beschleu-
nigen Sie also die Absendung derselben
so viel als möglich, Theuereste – ich
warte hier mit Schmerzen darauf.
Das Herzensweh der letzten Abschieds-
tage u die Ermattung der geschäftigen
Thätigkeit, die das Einpacken u Ordnen der
Abreise forderte, haben mich krank
gemacht. – Ich bin hier aber bei sehr
tage u die Ermattung der geschäftigen
Thätigkeit, die das Einpacken u Ordnen der
Abreise forderte, haben mich krank
gemacht. – Ich bin hier aber bei sehr
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lieben herrlichen Freunden die mich
an Geist u Körper auf das Liebe-
vollste verpflegen. Von Berlin
aus schreibe ich Ihnen mehr – heut
kann ich es nicht. – Wenn ich Ihnen
meist mündlich von den Erfahrungen
erzähle, die ich in diesen Tagen von
dem empörendsten Menschenunwerth
gemacht habe, werden Sie begreifen
wie nöthig mir Ruhe thut. – Die
Schoppe ist ein wahres Ungeheuer
sittlicher Verworfenheit – mich
grauet, wenn ich an sie denke. –
Gott mit Ihnen, meine Helmine – Ihran Geist u Körper auf das Liebe-
vollste verpflegen. Von Berlin
aus schreibe ich Ihnen mehr – heut
kann ich es nicht. – Wenn ich Ihnen
meist mündlich von den Erfahrungen
erzähle, die ich in diesen Tagen von
dem empörendsten Menschenunwerth
gemacht habe, werden Sie begreifen
wie nöthig mir Ruhe thut. – Die
Schoppe ist ein wahres Ungeheuer
sittlicher Verworfenheit – mich
grauet, wenn ich an sie denke. –
letzter Brief hat mir innig wohl gethan
– ich hoffe darauf mit Ihnen einen Sommer
recht ungestört in Frömmigkeit, Demuth
gegen Gott u Wahrheit gegen uns selbst
u Andere zu verleben. –
Von ganzem Herzen
Ihre
Fannÿ.