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Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria Assing

Winterhude, 18. Oktober 1826
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 230 Schoppe Amalia, Bl. 127 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalia Schoppe
Empfänger/-in
Rosa Maria Assing
Datierung
18. Oktober 1826
Absendeort
Hamburg
Empfangsort
Hamburg
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 205 mm; Höhe: 255 mm
Foliierung
Foliierung mit Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Paweł Zarychta; Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Erstdruck: Thomsen, S. 275–276.

Seite „127r“

127

Assing
Meine theure Rosa!

Tausend Dank für Deine gütige Bereitwilligkeit, meine Kartoffel aufnehmen zu wollen, und noch
mehr und tiefgefühlteren für Deine freundlichere Erinnerung an mein Wiegenfest.
Deine lieben Zei-
len habe ich mit wahrem Entzücken und all den liebenden Gefühlen gelesen, die seit so vielen
Jahren schon mein Herz für Dich erfüllen.

Nun, meine Beste, zu einer Hausstands-Angelegenheit! Ich hoffte hier meine Kartoffeln zu
erhalten und hatte sie zu 2 [Mark]. den Sack bedungen und bestellt, aber die Sorte, die ich im vorigen
Jahre hatte, ist in diesem so schlecht ausgefallen, daß ich sie nicht für den Winter
einnehmen kann; so habe ich mich an Mad. Vernunft gewendet und bei dieser 6 Sack
Flottbecker bestellt, die in diesen Tagen, mit Deiner gütigen Erlaubniß, zu
Dir gebracht werden. Zweimal ist Carl dort gewesen, um sie um die genaue Be-
stimmung des Tags zu fragen, an dem sie gebracht werden würden; sie sagte
aber, sie könne das nicht mit Gewißheit voraussagen, was mir sehr leid thut;
nun muß ich es auf gut Glück ankommen lassen, und Deine Einrichtung, wenn Du
nicht zu Hause sein solltest.
Ich sende hiemit das Geld – 42 ßl. den Sack – und 10 Bund Stroh von hier,
die Dir Herr Ohl, der Sohn des Hauses, bringt; ich lasse darum so viel Stroh
bringen, damit Du auch versehen bist, wenn Du Deinen Vorrath einnimmst,
denn wir werden einen harten Winter bekommen, und einen theuren dazu,
so daß Vorsicht wohl Noth ist. Wir Bauern wissen so Etwas aus gewissen
natürlichen Erscheinungen, die selten trügen.
Ich habe 8 ßl. mehr für das Bringen beigelegt; sollte es nicht reichen, so
leg gütigst das Fehlende zu.
Auch bin ich so glüklich, meine Theure, wieder 100 ⩝. übergespart zu haben, obgleich
das schwer ging, weil ich für Mutter so Viel bedurfte, um wieder einen Theil
einer alten, heiligen, nie vergessenen Schuld abzutragen: sie liegen in
meinem Pulte abgezählt und bereit und ich bringe sie nächstens selbst, denn
schicken mag ich sie nicht; wie mich das freut, kann ich Dir nicht beschreiben! –
Nun Gott zum Gruß, Du Beste, Liebe! Es ist Mitternacht und die armen Finger
sind vom Schreiben krumm und steif, und wollen gar nicht mehr fort.
Tausend Grüße an Assing und die Kinder, die alle wohl schon sanft schlafen,
wie meine Theuren, während Mutterliebe wacht und sorgt.

Ich umarme Dich herzlich!

Deine treue A.
Winterhude d. 18tn October 1826.
Ihrer Wohlgeb.

Der Frau Doctorin Assing.

Polstraße, neben dem Krautkrämer Hooge.

Hiebei 10 Bund Stroh und
16 [Mark] 4 ßl.

in