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Brief von Amalia Schoppe an David Assur Assing

Hamburg, 12. Dezember 1824
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 230 Schoppe Amalia, Bl. 11 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalia Schoppe
Empfänger/-in
David Assur Assing
Datierung
12. Dezember 1824
Absendeort
Hamburg
Empfangsort
Hamburg
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 185 mm; Höhe: 230 mm
Foliierung
Foliierung mit Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Paweł Zarychta; Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „11r“

11

[Ludmilla Assing]Amalia Schoppe, geb. Weise. Hamburg, den 12. Dezember 1824.

Mein sehr theurer Assing!

Ich kann es mir nicht versagen, an diesem Tage
auch mit meinen freund-
lichen Wünschen Ihnen nahe zu treten. Gott segne Sie, theurer,
bester Freund! mit seinem besten Seegen und gebe Ihnen so
viel Freude, als es Ihnen dieses von Dank erfüllte Herz
wünscht! Was auch mir dieser Tag in Ihnen gab, erkenne
ich gerührt mit jedem Jahre mehr und mehr; immer tiefer emp-
finde ich Ihren Werth und es gehört zu meinen höchsten Lebens-
freuden, daß Sie es mir gestatten, Sie Freund nennen zu
dürfen; gestatten Sie mir dieß denn auch ferner, und sein
Sie fest überzeugt, daß mein inniges Streben dahin gehen
wird, mich dieser ehrenden Auszeichnung immer würdiger
zu machen.
Nur schüchtern nahe ich mich heute Ihnen und meiner Rosa
mit einer freundlichen Bitte; antworten Sie mir mit der
Offenheit darauf, die ich an Ihnen so sehr verehre.
Es wird zu Ostern ein Werk von mir erscheinen, das ich
der Form und Tendenz nach nicht für so unwürdig halte,
als das Uebrige, was aus meiner Feder hervorging, Ihren
und der Freundin theure Namen in einer Zueignung
zu führen; darf ich sie dem Buche vorsetzen? Freilich
ist es nur eine flüchtige Blüthe der Zeit und der Mu-
sen, die ich Ihnen zu bieten habe – aber ich gebe
was ich kann, und so hoffe ich wenigstens, daß Sie mei-
nen freundlichen Willen anerkennen werden.

Seite „11v“

Rosa, der ich einige Kapitel des Entwurfs davon vorlegte,
fand diese nicht ganz schlecht, und nur dieses giebt mir
den Muth, die Bitte an Sie zu wagen, Ihnen das Werk
zueignen zu dürfen; hätte die theure Freundin mich nicht
dazu ermuntert, so wäre es nie geschehen. Das Werk,
in zwei Bänden, wird den Titel führen: „Glück aus
Leid,“
und erscheint zur Ostermesse in Leipzig bei
Kollmann.

Mein theurer Freund, legen Sie mir diese Bitte nicht als
Anmaßung aus, die wahrlich fern von mir ist! Wohl weiß
ich, daß ich noch nichts schreiben kann, was Ihrem Geiste und
dem meiner trefflichen Rosa genügen könnte; aber
dennoch fühle ich mit Lust die geistigen Kräfte in mir
wachsen und hoffe mit der Zeit etwas zu erstreben;
so verschmähen Sie das stille, geruchlose Schneeglöckchen
nicht, das Ihnen jetzt der Vorlenz nur noch bringen
kann!

Ich grüße Sie jetzt nur noch freundlich und herzlich und
wünsche, daß dieser Tag Ihnen Allen in ungetrübter
Freude dahin schwinden möge.

Ganz die Ihrige

Amalia Schoppe
geb. Weise

Hamburg d. 12tn Dec:
1824.