Brief von Karl August Varnhagen von Ense an Helmina von Chézy
Berlin, 13. Dezember 1855
Seite „747r“
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[Karl August Varnhagen]An Frau von Chezy.
Berlin, den 13. Dezember 1855.
Hochverehrte Freundin!
Ich eile Ihnen die Nachricht mitzutheilen, daß das mit
Ihrem Briefe vom 30. November abgesandte Manuskript
glücklich bei mir eingetroffen ist. Die Sendung ist weit
reicher und größer, als ich mir sie vorgestellt hatte. Noch
heute werde ich den Anfang machen, das Geschriebene mit
der Feder in der Hand sorgfältig durchzulesen, und mit
diesem Geschäft so fleißig fortfahren als es mir möglich ist;
sodann werd' ich das Ganze Hrn Parthey zustellen, damit
er seinerseits davon Kenntniß nehme und seine Anträge
formuliren könne. Ich hoffe dies kann alles in kurzer
Zeit geschehen sein, und zweifle nicht an bestem Erfolg! –
Ihrem Briefe vom 30. November abgesandte Manuskript
glücklich bei mir eingetroffen ist. Die Sendung ist weit
reicher und größer, als ich mir sie vorgestellt hatte. Noch
heute werde ich den Anfang machen, das Geschriebene mit
der Feder in der Hand sorgfältig durchzulesen, und mit
diesem Geschäft so fleißig fortfahren als es mir möglich ist;
sodann werd' ich das Ganze Hrn Parthey zustellen, damit
er seinerseits davon Kenntniß nehme und seine Anträge
formuliren könne. Ich hoffe dies kann alles in kurzer
Zeit geschehen sein, und zweifle nicht an bestem Erfolg! –
Sehr beklag’ ich Ihren leidenden Gesundheitszustand, und
daß Sie nicht das Zweckmäßigste dafür thun können! Ich
selbst würde auf eine Reise nach Nizza nicht grade so großes
Vertrauen setzen! Daß auch mir „die goldnen Schwingen“
solchem Fluge fehlen, brauch’ ich wohl nicht erst zu sagen. –
daß Sie nicht das Zweckmäßigste dafür thun können! Ich
selbst würde auf eine Reise nach Nizza nicht grade so großes
Vertrauen setzen! Daß auch mir „die goldnen Schwingen“
zu
solchem Fluge fehlen, brauch’ ich wohl nicht erst zu sagen. –
Ich stehe jetzt in einer schweren Prüfung; meine Haus-
hälterin, Rahels alte treue Dora
Monaten krank, an einem tiefen rheumatischen Übel, das
von unausgesetzten, oft wüthigen Schmerzen begleitet ist.
Sie zu verlieren oder so zu behalten, wäre mir gleich trauer-
voll! Indeß kann sich die Krankheit noch durch den ganzen
Winter hinschleppen, und bis zur Entscheidung leb’ ich in
Sorgen und Kümmerniß; unser ganzes Hauswesen und auch
aller gesellige Verkehr ist schmerzlich gestört! –
Leben Sie wohl! Ich hoffe Ihnen bald weitere Nachrichthälterin, Rahels alte treue Dora
, ist seit beinahe vier
Monaten krank, an einem tiefen rheumatischen Übel, das
von unausgesetzten, oft wüthigen Schmerzen begleitet ist.
Sie zu verlieren oder so zu behalten, wäre mir gleich trauer-
voll! Indeß kann sich die Krankheit noch durch den ganzen
Winter hinschleppen, und bis zur Entscheidung leb’ ich in
Sorgen und Kümmerniß; unser ganzes Hauswesen und auch
aller gesellige Verkehr ist schmerzlich gestört! –
geben zu können. Für die Autographen schönsten Dank, doch
sind es nicht die gewünschten. Mit treulichsten Gesinnungen un-
wandelbar Ihr ergebenster Varnhagen von Ense.
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