Brief von Fanny Tarnow an Ludmilla Assing
[Berlin], Ende Mai oder Anfang Mai 1852
Seite „11r“
11
[Ludmilla Assing]Fannÿ Tarnow, Ende Mai oder Anfang Juni 1852.
Am Freitag Morgen.
Dies Blatt bringt Ihnen, meine liebe freundliche
Ludmilla, den Gruß treuer, inniger Anhänglichkeit
u die Bitte mir die ersehnte Freude Ihres Besuchs
zu gönnen. Ich bin schon seit einigen Tagen in
Berlin, fand aber bei meiner Ankunft eine meiner
ältesten u liebsten Freudinnen, Frau v. Ende, die ich
zu ihrem Geburtstag zu überraschen hoffte, le-
bensgefährlich krank u. das hat mir in diesen
Tagen den Muth genommen, mich freuen zu kön-
nen u freuen, recht herzlich freuen will ich
mich doch unsres Wiedersehens. – Sagen Sie
auch dem Onkel, daß ich mich sehr nach Kunde
von ihm sehne, da ich in der Anerkennung seines
Werthes u seines Geistes ein theures Besitzthum
meines Geistes u meines Gemüthes ehre u ach! die
Männer dieser Art werden immer seltener! –
Treu u ergebenLudmilla, den Gruß treuer, inniger Anhänglichkeit
u die Bitte mir die ersehnte Freude Ihres Besuchs
zu gönnen. Ich bin schon seit einigen Tagen in
Berlin, fand aber bei meiner Ankunft eine meiner
ältesten u liebsten Freudinnen, Frau v. Ende, die ich
zu ihrem Geburtstag zu überraschen hoffte, le-
bensgefährlich krank u. das hat mir in diesen
Tagen den Muth genommen, mich freuen zu kön-
nen u freuen, recht herzlich freuen will ich
mich doch unsres Wiedersehens. – Sagen Sie
auch dem Onkel, daß ich mich sehr nach Kunde
von ihm sehne, da ich in der Anerkennung seines
Werthes u seines Geistes ein theures Besitzthum
meines Geistes u meines Gemüthes ehre u ach! die
Männer dieser Art werden immer seltener! –
Ihre
Fannÿ Tarnow.