Brief von Fanny Tarnow an Henriette von Paalzow
o. O., November 1843
Seite „75r“
75
[Karl August Varnhagen]Fanny Tarnow.
Im November 43.
Ich habe Berlin verlassen müssen, ohne
Ihnen, Verehrungswürdige, noch einmal sagen
zu können, wie tief sich mir Ihre edles, liebes
Bild eingeprägt hat, u welchen hohen Werth
es für mich hat, Sie persönlich kennen gelernt
zu haben. Gottes Naturliebe hat mich gnädig
vor dem trüben Loos der Vereinsamung im
Alter bewahrt; mein Herz ist der Liebe treu
geblieben u sie mir u die Anerkennung einer
so schönen, durch Prüfung bewährten u geläu-
terten Natur, wie die Ihrige, ist für mich
nicht bloß wie mein Alter erhellendes
Abendroth, sondern auch ein Morgenroth
höherer Art. Gott segne Sie, theure edle
Frau mit Allem, was Ihr Herz zu erquicken,
Ihre Seele zu erheben vermag. Auch wird
das Andenken an Sie nie verlassen u meine
Wünsche für Sie werden das Gebet meines
Herzens bleiben. –
Ihnen, Verehrungswürdige, noch einmal sagen
zu können, wie tief sich mir Ihre edles, liebes
Bild eingeprägt hat, u welchen hohen Werth
es für mich hat, Sie persönlich kennen gelernt
zu haben. Gottes Naturliebe hat mich gnädig
vor dem trüben Loos der Vereinsamung im
Alter bewahrt; mein Herz ist der Liebe treu
geblieben u sie mir u die Anerkennung einer
so schönen, durch Prüfung bewährten u geläu-
terten Natur, wie die Ihrige, ist für mich
nicht bloß wie mein Alter erhellendes
Abendroth, sondern auch ein Morgenroth
höherer Art. Gott segne Sie, theure edle
Frau mit Allem, was Ihr Herz zu erquicken,
Ihre Seele zu erheben vermag. Auch wird
das Andenken an Sie nie verlassen u meine
Wünsche für Sie werden das Gebet meines
Herzens bleiben. –
Der Ueberbringer dieser Zeilen, Doctor
Kuranda, ist nicht blos ein geistreicher
junger Litterat, dessen Journal „Die
Gränzboten“
in der Litteratur des Tages einnimmt,
Kuranda, ist nicht blos ein geistreicher
junger Litterat, dessen Journal „Die
Gränzboten“
einen ehrenwerthen Rang
in der Litteratur des Tages einnimmt,
Seite „75v“
sondern auch ein wackrer junger Mann
voll oestereichischer Gemüthlichkeit. Er
setzt so hohen Werth auf die Ehre Ihnen
vorgestellt zu werden, daß ich es ihm
nicht habe abschlagen wollen, diese Zeilen
mitnehmen zu dürfen nach Berlin. – Sehen
Sie darin aber keine Anmaaßung von
meiner Seite, theure Frau – diese ist
meinem Gefühl fremd. –
Lassen Sie mich Ihrem freundlichen Andenkenvoll oestereichischer Gemüthlichkeit. Er
setzt so hohen Werth auf die Ehre Ihnen
vorgestellt zu werden, daß ich es ihm
nicht habe abschlagen wollen, diese Zeilen
mitnehmen zu dürfen nach Berlin. – Sehen
Sie darin aber keine Anmaaßung von
meiner Seite, theure Frau – diese ist
meinem Gefühl fremd. –
empfohlen seÿn. Darum bittet Ihre, Sie mit
wahrer, inniger Theilnahme
Fannÿ Tarnow.
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Ihro Hochwohlgeboren
der
Frau von Paalzow
Kantianstraße No 5.
in