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Brief von Charlotte von Ahlefeld an Helmina von Chézy

Weimar, 4. Mai 1821
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 1 Ahlefeld Charlotte von, Bl. 13-14 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Charlotte von Ahlefeld
Empfänger/-in
Helmina von Chézy
Datierung
4. Mai 1821
Absendeort
Weimar
Empfangsort
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 130 mm; Höhe: 210 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Renata Dampc-Jarosz; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

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[Karl August Varnhagen]Charlotte von Ahlefeldt
an Fr. von Chézy.
Weimar den 4ten Mai 21.
Während Ihre Gedanken mich vielleicht
schon im Norden aufsuchten, und theil-
nehmend sich ein Bild meiner Wie-
derkehr entwarfen, das der Wirk-
lichkeit wohl nicht ähnlich seyn wird,
habe ich mich hier durch freundliche
Bitten halten lassen, und länger
als 14 Tage in immerwährenden
Zerstreuungen mich umher getrie-
ben. Morgen endlich ergreife
ich den Pilgerstab, der mich der
zweiten Heimath zu führt, und ehe
ich scheide, rufe ich Ihnen, meine
theure Helmina, noch einmahl
ein herzliches Lebewohl zu. Möchte
mich recht bald ein Blatt von Ihrer
Hand dort begrüssen, wo ich viele
Dornen, aber keine Rosen sammeln
werde. –
Ich habe mich bemüht, der Egloffstein-
schen
Familie
und der Voigt meine
Meinung von Fanny T. u. Ihnen

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freimüthig auszusprechen. Ob es mir
gelungen ist, weiß ich nicht, aber ich
glaube doch, daß manches Wort
in der Stille beherzigt wird.
Methfessel, ein gar lieblicher Com-
ponist, der jetzt einen Liederkranz

herausgiebt, und den ich in Koch-
berg
bei meiner Schwester sah, war
entzükt von den Liedern, die Sie
mir zum Abschied gaben, und
bat so sehr, sie abschreiben, und com-
poniren zu dürfen, daß ich
glaubte, es werde Sie nur
freuen, indem ich dieser eh-
renvollen Auffordung nach-
gab. Haben Sie einige mehr, die
sich zum Gesang eignen, so schicken
Sie sie ihm. Seine Adresse ist:
an den Kammersänger H. Methfes-
sel
, in Rudolstadt. Es ist wirklich
Seele in seinen Compositionen.
Doch nun leben Sie wohl. Der

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Himmel sei mit Ihnen, und behüte Sie
vor Schaden. Ihren Kindern einen
freundlichen Gruß, und der Elbe
meinen wehmüthigen Segen.
Ihre treue ChvA.

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Ihro hochwohlgeboren
der Frau von Chézy,
in
bei Calberla, an der Elbe.
durch Güte.