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Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria Assing

[Hamburg], 25. Januar 1836
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 230 Schoppe Amalia, Bl. 149 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalia Schoppe
Empfänger/-in
Rosa Maria Assing
Datierung
25. Januar 1836
Absendeort
Hamburg
Empfangsort
Hamburg
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 160 mm; Höhe: 230 mm
Foliierung
Foliierung mit Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Paweł Zarychta; Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „149r“

149

Assing
Gänzlich, liebe Rosa! glaubte ich mich von Dir und den Deinen ver-
gessen; desto angenehmer war mir Dein Brief von heute,
für den
ich Dir gerührt meinen Dank sage.

Mein Befinden ist der Art, daß ich weite Wege nicht machen kann,
ja nicht einmal kleine; ich mußte letztere jedesmal mit mehr-
tägigem Krankenlager büßen; sonst wäre ich längst bei Dir
gewesen. Vielleicht heilt mich der Frühling, gewiß das Grab,
an das ich so ernstlich denke, daß ich alle meine Dispositi-
onen bereits getroffen habe, um den Meinen keine Verwir-
rung zu hinterlassen. Ich habe mir und der Welt genug
gelebt und sehne mich nach Ruhe – und zwar um jeden
Preis. Dies ist ein Kapitel, das Dich nicht angenehm be-
rühren wird, also nichts weiter davon!

Die Bücher suche Du für Mad. Mojon
aus; ich erliege
ohne dies unter der Last der Geschäfte, so daß ich an
nichts Fremdes denken mag und kann.

Deiner Freude über den Besuch des Bruders freue ich mich
mit; Gott gebe Dir noch viele frohe Stunden, Du Liebe, Gute!

Für die Bücher von Steinheim meinen Dank; sage diesen
auch gütigst dem verehrten Freunde, der mir so freundlich
geschrieben hat; nächstens hoffe ich, ihm antworten zu können.

Von Alphons habe ich sehr gute Nachrichten – Julius ist nicht
wohl und sehr melancholisch; das Heimweh wird ihn plagen:
die Heimath wird ihm nicht fern sein!
Dieses neue
Gewitter am Horizonte meines Lebens sah ich als klein-
stes Wölkchen aufsteigen, und es hat mich tödlich ge-
troffen, bevor noch der Schlag fiel.
Adieu, liebe Rosa – gedenke wenigstens meiner, und
grüße Gatten und Kinder!

Deine
Amalia.
v. h. d. 25stn Januar
1836.

Seite „149v“