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Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria Assing

[Winterhude], 14. Mai 1830
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 230 Schoppe Amalia, Bl. 138 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalia Schoppe
Empfänger/-in
Rosa Maria Assing
Datierung
14. Mai 1830
Absendeort
Hamburg
Empfangsort
Hamburg
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 194 mm; Höhe: 245 mm
Foliierung
Foliierung mit Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Paweł Zarychta; Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „138r“

138

Assing
Theure Rosa!

Deine gütige Erlaubniß benutzend, finde ich mich nun mit meinen Mobilien ein.
Da ich gern unsre Leute hier aus dem Hause, so wie Wagen und Pferde von hier
haben wollte, mußte ich den Sonntag – nämlich morgen – dazu nehmen,
denn an den Werkeltagen erfordert der Ackerbau Leute und Pferde;
das ist Dir doch nicht ungelegen?
Unser Meister zieht mit um und wird Alles in einem Winkel Deines Bo-
dens möglichst zusammendrängen, damit es nicht Deinen Platz beenge.
Sonntag Morgen, mit dem Aufmachen des Thores, fangen wir schon bei
mir an, um vor Mittag mit Allem fertig zu sein; könnte mein
Bücherschrank auf irgend einem Vorplatze ein Winkelchen finden,
so wäre es mir sehr lieb, denn dann könnte ich ihn auf- und die
Bücher darin stellen; doch muß es Dich auf keine Weise beengen.
Ueber diesen Gegenstand spreche ich noch mündlich mit Dir, wenn Du
am Sonntag Morgen zu Hause bist, denn die Bücher – meine
Schätze, wie Du weißt – stelle ich gern selbst wieder auf.
Auch vom Reste der – gewiß sehr ausgewachsenen – Kartoffeln
wirst Du Sonntag befreit und wir wollen sie mit hieher nehmen;
wir haben schon keine mehr, da ich viele zur Aussaat nahm.
Assing war Freitag hier – doch nicht bei uns; weshalb, Theuerste,
kamst Du nicht mit den Kindern mit? Das Wetter war so
schön und ich sah Euch seit mehreren Tagen mit Sehnsucht entge-
gen!
Die schönen, segensreichen Frühlings-Tage geben mir Alles wieder,
auch den innern Frühling und es treibt und blüht in mir in Liedern
und Gedanken; wenn es so fortgeht, werde ich nie ein eigentliches
Alter haben.
Adieu, Du Beste, Liebste! Küß die Kinder und grüße Assing von
ganzem Herzen


von
Deiner
Amalia.

Sonnabend d. 14tn Maÿ 1830.

Seite „138v“