Brief von Adelbert von Chamisso an Helmina von Chézy
Berlin, 5. Juni 1819
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[Karl August Varnhagen]
Adelbert von
Chamisso
an Helmina von Chezy.
Chamisso
an Helmina von Chezy.
5. Juni 1819.
Habe Dank, liebe Helmina, für Deine Theilnahme,
Deinen Brief,
machst, und die ich nicht ganz verdiene, –
Ich habe wirklich, es ist auf Ehre nicht eine
Ausrede, ich habe wirklich im vorigen Jahre
ein mal an dich geschrieben, der Brief blieb
bei Hitzig liegen und ward am Ende nicht
abgeschickt. – Ich fand mich so nach und
nach in die Heimath wieder heim und in ihr
wieder heimisch, daß die Zeitungen das
Geschichtliche meiner Rückkunft viel früher
gemeldet hatten als ich wirklich gegen die
Liebsten zum Wort kommen konnte, und so
ist es mir dann geschehen, daß ich stumm
verblieben bin. – Ich habe immer in diesem
Welttheil der Geduld gewartet, und ich warte
noch, denn eine mir langst verhießene
Anstellung beim botanischen Garten, die mir
mein Haus darauf zu bauen, den irrdischen Grund
geben soll, bleibt immer noch aus, –
und ich stehe noch in banger Erwartung
Deinen Brief,
ja für die Vorwürfe, die Du mir
machst, und die ich nicht ganz verdiene, –
Ich habe wirklich, es ist auf Ehre nicht eine
Ausrede, ich habe wirklich im vorigen Jahre
ein mal an dich geschrieben, der Brief blieb
bei Hitzig liegen und ward am Ende nicht
abgeschickt. – Ich fand mich so nach und
nach in die Heimath wieder heim und in ihr
wieder heimisch, daß die Zeitungen das
Geschichtliche meiner Rückkunft viel früher
gemeldet hatten als ich wirklich gegen die
Liebsten zum Wort kommen konnte, und so
ist es mir dann geschehen, daß ich stumm
verblieben bin. – Ich habe immer in diesem
Welttheil der Geduld gewartet, und ich warte
noch, denn eine mir langst verhießene
Anstellung beim botanischen Garten, die mir
mein Haus darauf zu bauen, den irrdischen Grund
geben soll, bleibt immer noch aus, –
und ich stehe noch in banger Erwartung
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bei dem Engel, wo den ich nicht verdienet,
dem reinen hellen ruhig heiteren Engel vor dem
ich mich in tiefer Dehmuth beuge – den
ich mir mit dem prüfenden Verstand, den
leider graue Haare [×××] söhnen
ersehen, und mit aller Liebe eines noch
jugendlichen Herzens erhofft habe, –
Sie liebt mich wie ein Kind, wie ein Weib, –
Ich glaube, ich weiß daß ich in meinem
Hause glücklich sein werde, und ich habe
nie an anderem Glücke geglaubt, nie
anderes begehrt. Ich habe nicht geglaubt
daß es mir noch blühen könne und ich
war in Begriff womit mit stiller Ergebung
Verzicht zu leisten. –
dem reinen hellen ruhig heiteren Engel vor dem
ich mich in tiefer Dehmuth beuge – den
ich mir mit dem prüfenden Verstand, den
leider graue Haare [×××] söhnen
, mir aus
ersehen, und mit aller Liebe eines noch
jugendlichen Herzens erhofft habe, –
Sie liebt mich wie ein Kind, wie ein Weib, –
Ich glaube, ich weiß daß ich in meinem
Hause glücklich sein werde, und ich habe
nie an anderem Glücke geglaubt, nie
anderes begehrt. Ich habe nicht geglaubt
daß es mir noch blühen könne und ich
war in Begriff womit mit stiller Ergebung
Verzicht zu leisten. –
Ich habe dein Herz wohlverstanden
Liebe Schwester, das ist rein und gut.
an dir hat sich aber die Geschichte grausam
erwiesen, und du hast dich nur als Trümmer
deiner selbst kennen gelernt. Hätte ich
etwas für dich gekönnt, ich hätte es gethan.
Mein Leben, das sich über seinen Ufer
vergoßen, tritt jetzt in sein enges schattiges
Bette fromm zurücke, um gemessenes und
Liebe Schwester, das ist rein und gut.
an dir hat sich aber die Geschichte grausam
erwiesen, und du hast dich nur als Trümmer
deiner selbst kennen gelernt. Hätte ich
etwas für dich gekönnt, ich hätte es gethan.
Mein Leben, das sich über seinen Ufer
vergoßen, tritt jetzt in sein enges schattiges
Bette fromm zurücke, um gemessenes und
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und klares Laufes hinabzufließen bis dahin,
wo es soll. Mit Dir sei aber Seegen
und Friede – gedenke, du Gute, deines
glücklichen und innig Dich liebenden
Bruders
Dr Ad vChwo es soll. Mit Dir sei aber Seegen
und Friede – gedenke, du Gute, deines
glücklichen und innig Dich liebenden
Bruders
[Karl August Varnhagen]
Die Antwort Chamisso’s ist hart und
widrig. Er braucht der Armen nicht ihr Schicksal
zum Vorwurf zu machen, das er überdies
verschlimmern half. Er hatte sie mit Hef-
tigkeit geliebt. Und jetzt!
widrig. Er braucht der Armen nicht ihr Schicksal
zum Vorwurf zu machen, das er überdies
verschlimmern half. Er hatte sie mit Hef-
tigkeit geliebt. Und jetzt!
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Der Frau
Helmina von Chezy
Hochwohlgebohren
Dresden