DE | EN

Julius Eduard Hitzig

Julius Eduard Hitzig wurde als Isaac Elias Itzig am 26. März 1780 als ältester Sohn des Lederfabrikanten und Stadtrates in Potsdam Elias Daniel Itzig und seiner Frau Marianne, geb. Leffmann in Berlin geboren. Sein Großvater väterlicherseits war Daniel Itzig, königlich preußischer Hoffaktor, erfolgreicher Bankier und Unternehmer sowie langjähriger Vorsteher der Jüdischen Gemeinde in Berlin. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Halle und Erlangen und der Konversion zum Christentum einschließlich Namenswechsel ging Hitzig als preußischer Beamte nach Warschau, wo er mit einer Unterbrechung bis 1807 das Amt des Regierungsassessors ausübte. In Warschau schloss er Freundschaft u.a. mit Jakob Mnioch, Zacharias Werner und E.T.A. Hoffmann, mit denen er auch später im engen Austausch blieb. 1804 heiratete er Johanna Baruch, gesch. Meyer (1782–1814), mit der er vier Kinder hatte. Seine Pflegetochter Antonie Piaste heiratete später seinen engen Freund Adelbert von Chamisso. Nach der Rückkehr nach Berlin absolvierte Hitzig zunächst eine Buchhändlerlehre bei Georg Reimer und gründete 1808 einen eigenen Verlag, in dem er u.a. die „Berliner Abendblätter“ sowie mehrere Werke von Schriftstellerinnen herausgab. 1814 kehrte Hitzig in den preußischen Justizdienst zurück, wurde 1815 Kriminalrat am Berliner Kammergericht und 1827 Direktor des Inquisitoriats. Selbst literarisch interessiert, beteiligte er sich rege am Berliner Literaturleben seiner Zeit und wurde zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten auf dem literarischen Markt, insbesondere dank dem dichten Netz an Freundschaften mit Dichtern und Literaten, der Ausübung von Kulturämtern wie dem Vorsitz im staatlichen Literarischen Sachverständigenverein sowie durch Mitgründung und Mitgliedschaft in mehreren literarischen Gesellschaften. Beispiele hierfür sind der „Nordsternbund“, zu dessen Mitgliedern neben Adelbert von Chamisso und Friedrich de la Motte Fouqué auch Karl August Varnhagen zählte, die zur Förderung der Kenntnis zeitgenössischer Literatur gegründete „Mittwochsgesellschaft“ und die Gesellschaft für schöne ausländische Literatur, die auf Anregung Goethes entstand. Nach seiner Pensionierung vom juristischen Dienst im Jahr 1835 beschäftigte sich Hitzig mit den für den Literaturbetrieb immer relevanter werdenden Fragen des Urheberrechts und der Berufsschriftstellerei, aber auch mit literarischen Kriminalfällen. 1842 begründete er bei Brockhaus in Leipzig zusammen mit seinem Freund Willibald Alexis den „Neuen Pitaval. Eine Sammlung der interessantesten Criminalgeschichten aller Länder aus älterer und neuerer Zeit“, von dem bereits zu seinen Lebzeiten zwölf Bände erschienen, sowie zwei strafjuristische Fachzeitschriften. Literarturgeschichtliche Bedeutung erlangte Hitzig durch seine bemerkenswerten Brief-Biographien, die er seinen Freunden Zacharias Werner, E.T.A. Hoffmann, August von Kotzebue, Adelbert von Chamisso und Friedrich de la Motte Fouqué widmete. Als ein spezielles Genre aus biografischer Skizze, Briefedition und anderen Lebensdokumente gingen sie über die zeitgenössisch üblichen Nekrologen hinaus und fanden Anerkennung bei Schriftstellern wie Jean Paul oder Friedrich Hebbel. Bekanntlich wurden sie später von der Forschung im Hinblick auf das Gleichgewicht zwischen Objektivität und Subjektivität, Biographie und Autobiographie u.a. kritisch betrachtet. Die Korrespondenz zwischen Karl August Varnhagen und Helmina von Chézy zeigt allerdings, dass Hitzigs Biographien bereits kurz nach seinem Tod umstritten waren (vgl. den Brief von Varnhagen an Chézy vom 18. Januar 1854). Hitzig starb 1849 in Berlin.

Hitzigs Teilhabe an den literarisch-juristischen Diskursen seiner Zeit wird auch in seinem Briefwechsel mit Helmina von Chézy und anderen ihren Korrespondenzen deutlich. Sein Name taucht in Kontexten auf, die nicht nur den Buchhandel und Rechtssachen betreffen, sondern ihn auch als Vermittler in zwischenmenschlichen Verhältnissen zeigen (vgl. Chézys um 1820 an Hitzig verfasste Briefe zum Thema ihres Konflikts mit Fanny Tarnow). In der Figur Hitzig laufen also verschiedene Netzwerke und Diskurse zusammen, die Bereiche wie Literatur, Publikationspolitik und Buchhandel, Recht und Gesellschaft sowie zeitgenössische Markpraktiken und -mechanismen umfassen.

Jadwiga Kita-Huber

Literatur

Anna Busch:
Hitzig und Berlin. Zur Organisation von Literatur (1800–1840).
Hannover 2014.

Adalbert Elschenbroich:
„Hitzig, Julius Eduard“. In: Neue Deutsche Biographie 9 (1972), S. 274–276.