Brief von Helmina von Chézy an Achim von Arnim
Dresden, 15. September 1819
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Helmina von Chézy an Achim
von Arnim.
Dresden, 15. Sept. 1819.
von Arnim.
Dresden, 15. Sept. 1819.
[Karl August Varnhagen]Bettina.
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[Karl August Varnhagen]
Helmina von Chézy
an A. von Arnim.
an A. von Arnim.
Dresden, 15. Sept. 1819.
Ein verzeihlicher Irrthum hat Sie, lieber Herr
von Arnim, mißleitet, in dem Sie den geschrie-
benen u von mir zurückgenommenen Aufsatz
mit dem Gedruckten
Letzterm steht keine Sylbe davon daß
ich die Gedichte schlecht fände, ob ich das
gleich thue. Wenn meine Rüge auch nichts
andres zur Folge gewinnt als Ihre
Antwort, so hat dabey doch das Publi-
kum gewonnen, denn sie hat mich
so wahrhaft ergötzt, daß ich die Dörnchen,
die hie u da aus Ihrem Oelzweig hervor-
stehen, darüber verschmerzt habe. Dieser
Oelzweig hat das mit Allen jetztentsprießenden
gemein, u ich wollte auch davon gar
nicht
von Arnim, mißleitet, in dem Sie den geschrie-
benen u von mir zurückgenommenen Aufsatz
mit dem Gedruckten
verwechselten, in
Letzterm steht keine Sylbe davon daß
ich die Gedichte schlecht fände, ob ich das
gleich thue. Wenn meine Rüge auch nichts
andres zur Folge gewinnt als Ihre
Antwort, so hat dabey doch das Publi-
kum gewonnen, denn sie hat mich
so wahrhaft ergötzt, daß ich die Dörnchen,
die hie u da aus Ihrem Oelzweig hervor-
stehen, darüber verschmerzt habe. Dieser
Oelzweig hat das mit Allen jetztentsprießenden
gemein, u ich wollte auch davon gar
nicht
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nicht anfangen, sondern mich blos entschuldigen
daß ich Ihre freundliche Zuschrift
beantwortet hatte. Ich wollte erst
Alles öffentlich abgethan wissen, u
Ihnen dann erst sagen, daß ich zwar
im ersten Zorn über diese Mittheilung
so schreiben konnte wie ich that, daß
mich aber die Sache gar nicht so tief
verletzt hätte, wenn es nicht von Ihnen
gekommen wäre, u der Vergessenheit, der
Sie mich seit so manchen Jahren hin-
gegeben haben, noch eine schmerzliche
Krone aufgesetzt. Ich kenne keine
Untreue in der Freundschaft, wie ich
in Paris gegen Sie gesinnt war bin
ich es noch, Sie haben der Freundschaft
gethan
daß ich Ihre freundliche Zuschrift
noch nicht
beantwortet hatte. Ich wollte erst
Alles öffentlich abgethan wissen, u
Ihnen dann erst sagen, daß ich zwar
im ersten Zorn über diese Mittheilung
so schreiben konnte wie ich that, daß
mich aber die Sache gar nicht so tief
verletzt hätte, wenn es nicht von Ihnen
gekommen wäre, u der Vergessenheit, der
Sie mich seit so manchen Jahren hin-
gegeben haben, noch eine schmerzliche
Krone aufgesetzt. Ich kenne keine
Untreue in der Freundschaft, wie ich
in Paris gegen Sie gesinnt war bin
ich es noch, Sie haben der Freundschaft
gethan
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was sonst nur der Liebe geschieht, Sie
sind wankelmüthig, kalt, abtrünnig
geworden, ich glaube das weder um Sie
noch sonst verdient zu haben, doch mußt
ich es hingehn lassen bis diese innre Be-
schwichtigung wieder gestört wurde. Ich
will auch keine andre Rechenschaft darüber,
als die, welche ich nicht zu wissen brauche,
die Sie Sich selbst ablegen, u wenn diese
Sie befriedigt was brauch ich auf Erden
danach zu fragen?
sind wankelmüthig, kalt, abtrünnig
geworden, ich glaube das weder um Sie
noch sonst verdient zu haben, doch mußt
ich es hingehn lassen bis diese innre Be-
schwichtigung wieder gestört wurde. Ich
will auch keine andre Rechenschaft darüber,
als die, welche ich nicht zu wissen brauche,
die Sie Sich selbst ablegen, u wenn diese
Sie befriedigt was brauch ich auf Erden
danach zu fragen?
Noch Eines, Sie scheinen die Benennung Ro-
mantiker
zu haben, ich drückte vielleicht ungeschickt
aus was ich wahrhaft u freundlich
meynte, es giebt wenige unter uns, die ich
so nennen möchte. Sollten Sie einmahl
mantiker
nicht recht wohl aufgenommen
zu haben, ich drückte vielleicht ungeschickt
aus was ich wahrhaft u freundlich
meynte, es giebt wenige unter uns, die ich
so nennen möchte. Sollten Sie einmahl
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möchte ich Sie wohl in den Garten führen,
wo ich täglich schreibe, es ist ein großes
Obstgehege zwischen der Weiseritz u der Elbe,
man sieht die Ostra Wiese, die Meißner-
berge, viele Dörfer u einen Theil der
Stadt. Eben rauscht der Mühlbach u
die Sonne funkelt darauf. Ich möchte
gern die süße Empfindung des Daseyns
die mich jetzt durchdringt, wo Luft u
Sonnenlicht so anmuthig spielen, auf
diese Worte übertragen, mit denen ich
Sie recht herzlich gegrüßt haben will.
Dresden 15 Sept: 1819.