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Brief von Caroline de la Motte Fouqué an Karl August Varnhagen von Ense

Nennhausen, 1810
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 60 Fouqué Caroline de la Motte, Bl. 16 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Caroline de la Motte-Fouqué
Empfänger/-in
Karl August Varnhagen von Ense
Datierung
1810
Absendeort
Nennhausen
Empfangsort
Berlin
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 120 mm; Höhe: 190 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Renata Dampc-Jarosz; Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Erstdruck in: BP, S. 126–127.

Seite „16r“

16

[Karl August Varnhagen]Frau von Fouqué.
Nennhausen, 1810.
Es geschieht den Frauen zwar oft daß sie eine
Freundlichkeit des Herzens hegen, ohne daß der Geist
gerade eine deutliche Sprache dabei führte, doch
der umgekehrte Fall ist selten oder nie. Was
wir anerkennen das lieben wir auch, und wenn
die bestechliche Regsamkeit wie Verletzbarkeit uns im
Guten wie im Bösen zu Trugschlüssen verlockt, so
kann die hervorgetretene Wahrheit, wenn sie
wirklich als solche in uns klar wird, nicht teilweise
herrschen, und von der Achtung die Freundschaft
und das innige Wohlwollen ausschließen. So war
denn mein neuerlicher Gruß einer Freundin
Gruß, und als solche reiche ich Ihnen auch jetzt die
Hand, und es sei Friede und ruhiges Verstehn
unter uns!
Das bewegtere lebendigere Leben hat viel an
Ihnen erzogen, das vergossene Blut für die edelste
Sache, manchen Erdenstaub von Ihnen abgewaschen.
Sie stehen anders, weniger starr, weniger dunkel kalt
und doch zusammengezogener in dem Kern des Seins
in dem festen Mannessinn vor mir. Mit dem Blitzen
des Schwertes ist Ihnen die Richtung Ihres innersten
Willens aufgegangen. Sie wollen nicht mehr mit höh-
nendem Spott über die Menschen herrschen. Ihr Kampf
Der Streit des Lebens ist Ihnen ein anderer geworden.
Ernst, leichtsinnig, voll Mitleid u Liebe für die Welt

Seite „16v“

ringen Sie im eignen Kreise um die Bahnen
Anderer, und bewahren die Selbstständigkeit welche
Ihnen die Ordnung und den Frieden des Lebens
sichern soll. Er giebt nur einen Weg für
Jeden. Ich glaube Sie haben den Ihren gefunden.

Lassen Sie sich meine Begrüßung gefal-
len, und nehmen Sie sie wie alle gute Worte
in den neu erschienenen Erzählungen
von mir,
als [×××]Bothen und Gesandten eines
freundlichen Herzens an alle Gutgesinnte und
mir im Geist wie in der Freundschaft ver-
trauete, gütig auf.Caroline