Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria Assing
[Hamburg], 31. Dezember 1817
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Grünigkeiten verheißen; darf ich diese jetzt in Anspruch nehmen und Dich sehr bitten, mir
durch den George so viel Mÿrthen zu senden, als Dein Baum missen kann, ohne
an seiner schönen Form zu leiden? Solltest Du noch sonst etwas, oder
gar ein Röschen haben, so würdest Du mich sehr erfreuen. –
Am dritten Feiertage kam ich wieder nicht – zürnst Du der Wortbrüchi-
gen auch? Dir darf ich es ja wohl gestehn, daß eine recht große und un-
besiegbare Verstimmung mich von dem sonst so lieben Besuche abhielt,
und daß ich in Euren glüklichen Kreis nicht das arme blutende Herz
tragen mochte. Habt Nachsicht mit mir, Ihr Glüklichern! es ist mir oft
sehr, sehr weh und wund in der Brust, und die Blutungen, die Assings
Kunst hemmt, sind nicht die schlimmsten; aber Gott lebt!
gen auch? Dir darf ich es ja wohl gestehn, daß eine recht große und un-
besiegbare Verstimmung mich von dem sonst so lieben Besuche abhielt,
und daß ich in Euren glüklichen Kreis nicht das arme blutende Herz
tragen mochte. Habt Nachsicht mit mir, Ihr Glüklichern! es ist mir oft
sehr, sehr weh und wund in der Brust, und die Blutungen, die Assings
Kunst hemmt, sind nicht die schlimmsten; aber Gott lebt!
Er sei mit Euch! mir aber verleihe er ferner Demuth und Vertrauen,
so wird Alles noch gut werden!
so wird Alles noch gut werden!
Das Sonntägliche Geläute erfreut mich nicht – wieder ein Jahr das
das kömmt mit dem Korbe voll Dornen, auch von keiner trügen-
den und täuschenden Rose bedeckt? frage ich mich.
das kömmt mit dem Korbe voll Dornen, auch von keiner trügen-
den und täuschenden Rose bedeckt? frage ich mich.
Aber was soll Euch das?
ich schon tragen und immer sorgsam die Wunden wieder zuheilen,
die mir die Dornen ritzten. –
und Ihre, bester liebster Assing!
Gestern war ich in all dem Wetter nach Reinbeck, Amtsverwalters
waren aber noch nicht angekommen. –
waren aber noch nicht angekommen. –
Am letzten Tage des Jahrs 1817.
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Frau Doctorin Assing.