Brief von Amalie von Helvig an Albertine von Waldow

Nur ein sehr heftiger, mit Heiserkeit verbundner Katharr verhindert mich Ihrem
schmeichelhaften Wunsch sogleich entgegen zu kommen; doch hoffe ich noch in
dieser Woche die Erlaubnis meines Arztes zu erhalten Menschen beÿ mir
zu sehn (indem ich mir selbst die Gegenwart nächster Freunde versagen
müssen) und sodann werde ich ohne Aufschub mir die Ehre Ihres Be-
suchs ausbitten wie mir der junge Künstler unter Ihrer Einführung
eben so willkommen seÿn wird – Nur dürfte ich Sie bitten Hochgeschätzte
Frau nicht zu viel von den wenigen Arbeiten zu erwarten die ein oft
umgetriebnes Schiksal und unterbrochne Studien mir zu machen vergönnten.

Ich habe dem Kunstsinn und der verbindlichen Meinung derer welche
mich aufzusuchen geneigt sind, nur die herzlichste Dankbarkeit für
diese wohlwollende Gesinnung darzubieten mit welcher ich auch jetzt
die Ehre habe hochachtungsvoll zu seÿn

An

Frau von Waldow

geborne von Junck Hochwohlgeboren