DE | EN

Brief von Amalie von Helvig an Rahel Varnhagen von Ense

[Berlin], 18. Februar 1831
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 84 Helvig Amalie von, Bl. 27-28 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalie von Helvig
Empfänger/-in
Rahel Varnhagen von Ense
Datierung
18. Februar 1831
Absendeort
Berlin
Empfangsort
Berlin
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 130 mm; Höhe: 215 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Agnieszka Sowa; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „27r“

27

[Karl August Varnhagen]
Amalia von Helvig.
1831. Febr.

Wie wohl that es mir wieder Ihre liebe Hand zu
sehen, beste Frau von Varnhagen! – ich fühlte recht
in diesem Augenblik wie viel ich an Sie gedacht
hatte – es war mir wie die Antwort auf meine
letzte heutige Anfrage – und doch schike ich nicht
zu Ihnen weil ich an mir weiß: daß bei langen
und abwechselnden Übeln die Anfragen unleidlich
werden – . In Gedanken machte ich den Weg gar
oft zu Ihnen, allein Wind und Wetter und
alles was uns störend seÿn kann stand zwischen
uns. Da Ihnen das Kräuterkissen geholfen, bin ich
so kühn Ihnen noch etwas anzurathen: nähmlich
bei Arnous
unter der Stechbahn 1 Fläschgen englischen
Kamille Extrakt und eben so pepermint Extrakt
holen zu lassen und von diesen nur 2 Tropfen auf
Zucker mit Wasser zu nehmen wenn Sie Brust
und Rückenscherzen haben –. Ein sehr geschikter
Arzt, der diese Medikamente gesehn, erklärte daß in
ganz Deutschland degl. nicht zu finden seÿ. Auch
behalte ich mir vor ehestens Ihnen davon mehr zu
erzählen. Ach wie betrübt ist es mir daß ich mir
Sie nicht mehr so denken kann wie ichs dachte – 
nähmlich alle Abend mit der besten, angenehmsten
Gesellschaft umgeben, deren ich mich so unwürdig
fühlte daß ich darüber ganz scheu weg blieb – Auch
ists das einzige Mittel mir noch die Nächte zu
schönen
daß ich mich Abends anständig enuyire. – 

Seite „27v“

Zudem gehn mir die täglichen Anforderungen auch nicht
ab, ich bin zufrieden wenn ich für Sohn u Tochter noch
etwas seÿn kann und sie um mich haben, wofern
sie nichts besseres vorhaben – . Dann schreibe ich viele
Briefe, weil es mir gar traurig wäre irgend einem
Freund die Antwort schuldig zu bleiben und ich erhalte
durch diese Briefwechsel einen großen Trost – 
So kann ich Ihnen gleich von Charles Imhoff und seiner
Frau recht treu gemeinte Grüße sagen, wie auch
von Fr. v. Silfverstolpe –. Ich beweise Ihnen gleich
daß für 1 Wort von Ihnen ich bereit bin 10 zu geben
recht gut wissend daß dabei kein Schaden für
mich ist. D – a erlauben Sie mir auch wohl
Ihnen zu danken und zwar wenn Sie allein sind,
damit mir das Herz erst wieder freÿ wird.
Addie liebe Gute! und mögten Sie immer besser
sich befinden, mir aber vergönnt seÿn es mit
Ihnen zu genießen. Beste Grüße an Varnhagen

Freytag Nachtische.
18ten Febr:
ganz die Ihrige
Amalie vHelvig geborne
von Imhoff.

Seite „28r“

28

Seite „28v“

An
Frau von Varnhagen
Hochwohlgeboren