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Brief von Adelaide Reinbold an Helmina von Chézy

Wien, 31. Oktober [1825]
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 212 Reinbold Adelaide, 31.10.1825 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Adelaide Reinbold
Empfänger/-in
Helmina von Chézy
Datierung
31. Oktober 1825
Absendeort
Wien
Empfangsort
Baden bei Wien
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 192 mm; Höhe: 226 mm
Foliierung
Foliierung durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków noch ausstehend.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Betty Brux-Pinkwart; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „1r“

[Karl August Varnhagen]Adelheid Reinbold
an Frau von Chézy.
Liebste Frau von Chezy!

Meinem Versprechen gemäß ziehe ich Ihnen hier die Stellen
der Memorien
der Genlis aus, welche auf Sie Bezug haben:
„J’augmentai mon ménage de deux personnes, l’une . . . . etc.

l'autre une jeune allemande de dixsept ans, fort jolie
très-spirituelle, dessinant fort agréablement, et faisant dans
sa langue des vers qui annonçaient le plus grand talent. Il
y avait de la poesie dans son sang, sa grand-mère, nomée
Karschin, avait eû la plus grande reputation dans ce genre;

sa petite-fille Helmina avait tout son talent pour al poesie. –

J’eprouvai un chagrin d'un autre genre: je fus absolument
obligée de me séparer d'Helmina. Cette jeune personne joig-
nait au caractère le plus aimable et le plus doux, à beaucoup
d’esprit et de talent, une si mauvaise tête, une conduite
si extravagante, que nulle indulgence ne pouvait en suppor-
ter les inconvéniens. Peu de mois après Mad. Récamier la
prit avec elle, et les mêmes raisons la forcèrent à la même
rupture.“
Jetzt gestehe ich Ihnen aber doch daß ich mein Versprechen nur un-
gern erfüllt habe, und nur, weil ich es gegeben hatte. Nicht weil ich

Seite „1v“

fände daß Sie schlimmer behandelt sind als alle andern, son-
dern weil es mir fast vorkommt, als hätte ich eine Klatscherey ge-
macht.
Ich muß kurz seyn, weil ich hinüber muß der Baronin aus der
Genlis
weiter vorzulesen, und ich sie nur so weggestohlen
habe. Die Baronin leidet sehr an den Augen, und am Teint überhaupt
und darf nichts thun als Goldzupfen stricken u Filet machen, eine
traurige Ressource für mehrere Tage, und wir bringen jeden
freyen Augenblick bey ihr zu. So war unsre Ankunft nicht sehr an-
genehm bezeichnet; gleich anfangs bekam außerdem unser Stuben-
mädchen
eine Halsentzündung. Trotz dem habe ich aber doch mein
Manuscr.
vollendet, und es wartet auf Sie, die ich bald zu sehen
hoffe, da Ihnen das Wetter in Baden wenig mehr bieten wird.
Die Perin habe ich noch nicht Gelegenheit gefunden, mehr als
das eine mal am ersten Tage meiner Ankunft zu besuchen. Sie war
wohl und heiter.
Ich empfehle mich Ihrer fernen Freundschaft und Gewogenheit.
Kommen Sie bald zu uns Städtern, und bis dahin, leben Sie
recht wohl.
Adelheid Reinbold
Wien, den letzten October.

Seite „2r“

Seite „2v“

Frau von Chezy
Fr Baden, Haus von Hrn.
Duport