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Brief von Helmina von Chézy an Ernst Otto von der Malsburg

[Dresden], Frühling 1820
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 47 Chézy Helmina von, Bl. 97-98 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Helmina von Chézy
Empfänger/-in
Ernst Otto von der Malsburg
Datierung
1820
Absendeort
Dresden
Empfangsort
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 195 mm; Höhe: 240 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Jadwiga Kita-Huber; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „97r“

97

[Karl August Varnhagen]
Helmina von Chézy.
Frühling 1820.

Ewr.

Werden von den Unterzeichneten zur freundliche Theilnahme an einem Werke
eingeladen, dessen Zweck ganz geeignet ist, dieselbe in Anspruch zu nehmen.
Der Wunsch, den Geehrtesten und dem Vaterlande Theuersten unter Deutschlands
Schriftstellerinnen ein Feld zu eröffnen, wo sie in rühmlichen Bestrebungen sich wetteifernd
vereinigen können, so wie das Bedürfnis der Zeit, das die Edelgesinnten mahnt, die
Früchte ihres Geistes vorzüglich ihren Mitschwestern zu widmen, hat uns zu einem
Unternehmen begeistert, dessen größere Ausdehnung von der Unterstützung der Gleichge⸗
sinnten, und von der aus diesen nothwendig folgenden Liebe des Publikums zu hoffen
steht.
Im July 1820 erscheint das erste Heft einer Zeitschrift, die von uns herausgege-
ben in zwanglosen Heften bey C. G. Kretschmar in Chemnitz erscheint, der Titel derselben ist:
Iduna, Schriften deutscher Frauen, gewidmet den Frauen, herausgegeben von
Helmina von Chézy und Fanny Tarnow.
Der Gedanke einer Zeitschrift für Frauen, von Frauen verfaßt, ist zu natürlich
und zweckmäßig um ganz neu zu seyn, eine allverehrte Schriftstellerin, über welche die
Iduna das Nähere enthält, starb im Moment der Ausführung, doch hatten wir diesen
Gedanken aus uns selbst gefaßt, ehe wir von einem Aehnlichen erfahren.
Bereits der Theilnahme mehrerer der verehrtesten Frauen gewiß, theils durch Zu⸗
sicherung von Ihrer Seitr, theils durch die gute Zuversicht des Erfolgs, den Ihre Ge⸗
sinnung für eine gute Sache und für uns verbürgt, hoffen wir die rühmlichen Bestre⸗
bungen edler deutscher Schriftstellerinnen zu diesem Werke zu vereinigen.
Der Zweck dieser Zeitschrift ist: Deutschen Frauen eine Gabe des Ernstes und der
Liebe zur Erheiterung darzureichen. Das schöne Wort:
„Die Mutter wird das Buch der Tochter geben!“
wird den Theilnehmenden stets zur Richtschnur dienen.

Seite „97v“

Die Iduna wird enthalten:
Charakteristiken und biographische Skizzen.
Briefe ausgezeichneter Frauen.
Erzählungen, Novellen, Romanzen, Lieder.
Abhandlungen über ausgezeichnete Erscheinungen im Fache der
Literatur und bildenden Künste.
Moralische und religiöse Betrachtungen.
Szenen aus dem Leben, aus Reisen, Anekdoten, Charakterzüge u.s.w.
Das Zeitgemäße soll rasch und lebendig erfaßt, das Ephemere ausgeschlossen seyn,
und der Zweck der Zeitschrift, das klare Licht der Reinheit, Sitte, Liebe über alle, edler
Weiblichkeit und schöner Ausbildung derselben gewidmete Bestrebungen verbreiten.
Möge die Iduna durch frischen und heitern Schmuck, wie der Frühling durch seine
Blüthengaben erfreuen, und möge sie die Liebe finden, aus der sie hervorgeht.
Dresden, im Frühling 1820.
Helmina v. Chezy und Fanny Tarnow.
Zwei Hefte der Iduna machen immer einen Band aus, auf welchen mit 3 Thlr.
abonnirt wird. Die Zierden des Umschlags, Druck und Papier werden dies Werk auch
auch äußerlich seiner holden Bestimmmung würdig erscheinen lassen. Bestellungen darauf wer⸗
den angenommen in allen soliden Buchhandlungen Deutschlands.
Chemnitz im Frühling 1820.
C. G. Kretschmar.
Der Neuheit wegen muß ich Ihnen doch auch
gedruckt schreiben. Fanny kam gestern
spät, ist aber zu matt um Vormittag auf

Seite „98r“

98

die Galerie zu gehen. Daß Tiede den Mittwoch in
Donnerstag umgekehrt zu sehen gewünscht, u daß
die Aurora
bey Ihm aufgehe, wissen Sie?
Freytag ist auch noch frey, wenn Ihnen der Samstag
nicht behagt. Sie würden aber sehr gütig seyn,
wo Sie uns vielleicht Morgen die Saba

bey mir draußen ließen, ein schöner, heiliger
Duft geht ja immer mit Nachtigallenklang
der Morgenröthe voran. Darf ich um
Bestimmung bitten?
Helmina

Seite „98v“

Der Hochwolgeborene
Ernst Freyherr v.d. Malsburg
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