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Louise Brachmann

Louise Brachmann wurde am 9. Februar 1777 als zweites Kind des Kreissekretärs und Geschäftsmanns Christian Paul Brachmann und seiner Frau, der Pfarrerstochter Friederike Louise geb. Vollhard in Rochlitz geboren. 1787 zog die Familie nach Weißenfels, wo Louise Friedrich von Hardenberg (Novalis) und seine jüngere Schwester Sidonie kennenlernte. Die Hardenberg-Geschwister erkannte schnell das poetische Talent Louises und machte Friedrich Schiller auf die begabte junge Dichterin aufmerksam. In den Jahren 1797–1799 publizierte Schiller einige ihrer Gedichte, darunter „Die Kapelle im Walde“, „Die Nonne“, „Die Herbstnacht“ und „Die Gaben der Götter“, in seiner Zeitschrift „Die Horen“ sowie in seinem Musen-Almanach. 1800 erlebte Louise Brachmann eine starke Nervenkriese und unternahm ihren ersten Selbstmordversuch. In dieser Zeit verlor sie kurz nacheinander mehrere für sie wichtige Personen – 1801 starben Novalis, ihre Schwester Amalie und ihre Freundin Sidonie von Hardenberg, 1802 ihre Mutter und zwei Jahre später ihr Vater. Infolge dieser Verluste vertiefte sich ihre seelische Krankheit. Mittelos geworden, entschied sie sich, ihren Lebensunterhalt als Schriftstellerin selbstständig zu verdienen. 1803 machte Louise Brachmann eine Reise nach Weimar und Jena, wo sie Johann Bernard Vermehren, Sophie Mereau und Friedrich Schiller persönlich kennenlernte. Sie hielte sich auch mehrmals in Dresden auf und reiste nach Berlin. 1808 erschien in Dessau und Leipzig ein Band unter dem Titel „Gedichte“. Ihr psychischer Zustand verschlechterte sich 1814 wieder, was zu einem weiteren Selbstmordversuch führte. 1820 kam es zur Verlobung Louises mit einem 20 Jahre jüngeren preußischen Offizier, die aber schon ein Jahr später aufgehoben wurde. 1818 wurden ihr „Gottesurtheil. Rittergedicht in fünf Gesängen“, 1820 die „Schilderungen aus der Wirklichkeit“ und 1822 ihre „Novellen“ veröffentlicht. Während der Reise nach Wien 1821 stand sie in intensivem Austausch mit Dorothea und Friedrich Schlegel, Franz Grillparzer und Caroline Pichler. Trotz des sich ständig vergrößernden Bekanntenkreises und der schließlich gefundenen Anerkennung als Schriftstellerin empfand sich Louise Brachmann als persönlich und künstlerisch Gescheiterte. 1822 besuchte sie ihre Freunde Henriette und Friedrich Karl Julius Schütz in Halle, wo sie am 17. September durch den Sprung in die Saale ihr Leben beendete. Nach ihrem Tod erschienen zahlreiche Nachrufe auf sie, u.a. von Caroline Pichler, Adolf Müller und Helmina von Chézy, mit der sie sich in Dresden eng angefreundet hatte.

In der Sammlung Varnhagen befinden sich zwei Briefe von Louise Brachmann an Helmina von Chézy, die in den Jahren 1820 und 1821 geschrieben wurden.

Katarzyna Szarszewska

Literatur

Marianne Beese:
„‚Der Abweg vom rechten Pfade’. Gelingen wie Scheitern im Leben und Werk der Louise Brachmann (1777–1822)“. In: Dies.: Poetische Welten und Wandlungen. Dichter Europas vom 18. bis zum 21. Jahrhundert.
Rostock 2006, S. 9–44.

Barbara Blum:
„Louise Brachmann“. In: Dies.: Versunkene. Deutsche Dichterinnen des 18. Jahrhunderts.
Berlin und Basel 2013, S. 249–261.