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Karl August Varnhagen von Ense

Karl August Varnhagen wurde am 21. Februar 1785 als zweites Kind des kurpfälzisch-bayerischen Medizinalrats und Düsseldorfer Stadtphysikus Johann Andreas Jacob Varnhagen und dessen Frau Anna Maria, geb. Kuntz, geboren. Er war der jüngere Bruder von Rosa Maria, spät. Assing (1783–1840). Nach der in Düsseldorf, Straßburg und Hamburg verbrachten Kindheit erhielt Varnhagen 1800–1803 seinen Unterricht in der Medizinisch-Chirurgischen Pepinière in Berlin. Dort war er u. a. neben Adelbert von Chamisso einer der Gründer des literarischen „Nordsternbunds“, mit dem er auch öffentlich als Autor debütierte. Ähnlich wie seine Schwester bestritt Karl August seinen Lebensunterhalt zunächst als Erzieher, u. a. in der Familie Cohen, bei der er 1803 Rahel Levin (Robert) kennen lernte. 1814 wurde sie seine Ehefrau. 1809 promovierte Varnhagen in der Medizin. Während der napoleonischen Kriege war er Offizier in österreichischen und russischen Diensten. 1815 wurde er zum Legationsrat, 1825 zum Geheimen Legationsrat ernannt. Als preußischer Beamter und Diplomat blieb er literarisch und publizistisch tätig und baute sein Netzwerk um Freundschaften u. a. mit Johann Wolfgang von Goethe, Alexander von Humboldt, Achim von Arnim, Hermann von Pückler-Muskau und vielen anderen aus. Nach dem Tod seiner Frau (1833) gab er eine umfangreiche Auswahl ihrer Korrespondenzen u. d. T. „Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde“ (1833/1834) heraus. Diese Edition erwies sich als einer der Grundsteine für seine Handschriftenkollektion. Hier sind nicht nur Korrespondenzen Varnhagens mit fast allen im Projekt vertretenen Autorinnen überliefert, sondern auch zahlreiche Notizen und Aufzeichnungen, die seine Tätigkeit als Sammler und Aufbewahrer von Handschriften anschaulich dokumentieren. Karl August Varnhagen von Ense starb am 10. Oktober 1858 in Berlin. Seinen literarischen Nachlass und die monumentale Handschriftensammlung vermachte er seiner Nichte Ludmilla Assing als Universalerbin.

Paweł Zarychta

Literatur

Karl August Varnhagen von Ense:
„Denkwürdigkeiten des eignen Lebens“, Bde. 1–4. In: Ausgewählte Schriften von K. A. Varnhagen von Ense. Hrsg. von Ludmilla Assing.
Leipzig: Brockhaus 1871.

Nikolaus Gatter:
„Gift, geradezu Gift für das unwissende Publicum“. Der diaristische Nachlaß von Karl August Varnhagen von Ense und die Polemik gegen Ludmilla Assings Editionen (1860–1880).
Bielefeld 1986.

Ursula Wiedenmann:
Karl August Varnhagen von Ense. Ein Unbequemer in der Biedermeierzeit.</hi>
Stuttgart und Weimar 1994.