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Emma von Suckow

Emma von Suckow wuchs mit ihren beiden Schwestern Agnes und Theckla, später verheiratete Hell in dem im Altmühltal gelegenen Pappenheim auf, wo sich der Stammsitz der fränkisch-schwäbischen Uradelsfamilie ihres Vaters Karl Theodor Friedrich Graf zu Pappenheim befand. Ihre Mutter Anna Maria Eder stammte aus einfachen bürgerlichen Verhältnissen, was eine Heirat mit dem Vater unmöglich machte, wollte dieser nicht seine militärische und gesellschaftliche Stellung verlieren. Karl Graf zu Pappenheim ließ seine Töchter und deren Mutter jedoch legitimieren, indem er für sie 1819 beim bayerischen König die Nobilitierung mit dem Namen „von Calatin“ erwirkte. Die Familie lebte offiziell zusammen und verbrachte die meiste Zeit in Pappenheim sowie in München. Zuvor war Karl Graf zu Pappenheim mit Lucie Gräfin von Hardenberg-Reventlow, der nachmaligen Ehefrau des Schriftstellers Hermann von Pückler-Muskau, mit der er ebenfalls eine Tochter hatte, verheiratet gewesen.

Neben einer starken Naturverbundenheit hatte Emma von Suckow schon früh ihre Liebe zum Lesen entdeckt. Bereits als Kind versteckte sie Bücher unter ihrem Kopfkissen, um in den Morgenstunden lesen zu können. An diese unbeschwerten Jahre schloss sich die Erziehung in München an, die es Emma von Suckow erlaubte, Sprachen wie Englisch und Französisch zu lernen und ihr Fächer wie Geschichte und Astronomie näherbrachte. Im November 1826 wurde sie mit dem um 20 Jahre älteren württembergischen Hauptmann Karl Ludwig Emil von Suckow (P298) verheiratet. In den folgenden Jahren stieg er bis zum Oberst auf und seine militärische Karriere sollte vor allem auch das Ehe- und Familienleben prägen. Mehrmalige Umzüge nach Ulm, Ludwigsburg und Stuttgart waren die Folge dienstlicher Versetzungen. In Ludwigsburg wurden die beiden Söhne Karl (1827–1848) und Albert (1828–1893) geboren. Die Ehe mit Karl Ludwig Emil von Suckow soll nur kurzzeitig glücklich gewesen sein. Anders als seine Frau interessierte er sich nur wenig für literarische und gesellschaftsfähige Themen.

Bereits im Alter von 12 Jahren begann Emma von Suckow eigene Gedichte zu schreiben. Dabei kam sie auch mit Liedern von Helmina von Chézy in Berührung, die sie auf dem Klavier oder der Harfe begleitete. Ihr erstes Werk „Maria Brabant. Historisch-romantische Erzählung aus den Zeiten der Wittelsbacher“ erschien 1835 unter ihrem Pseudonym Emma (v.) Ni(e)ndorf, hatte jedoch keinen literarischen Erfolg. Zwei Jahre später publizierte sie im „Morgenblatt für gebildete Stände“ vereinzelt Gedichte. Erst ihre Bekanntschaft mit dem Mediziner und Schriftsteller Justinus Kerner, mit dem sie einen langjährigen und intensiven Briefwechsel begann, führte zu einer entscheidenden Wende für Emma von Suckow. Er riet ihr sich stärker realistischen Erzählungen und Beschreibungen zuzuwenden, die sich vor allem aus ihren bereits seit der Jugend unternommenen Reisen speisen konnten. Auch ermöglichte ihr Kerner, an seinem persönlichen und literarischen Netzwerk zu partizipieren. Sie knüpfte Kontakte zu bekannten Namen der schwäbischen Dichterschule wie Eduard Mörike (1804–1875), Gustav Schwab, Alexander von Württemberg und zu Nikolas Lenau, den sie besonders verehrte. Aber auch Schriftsteller aus Wien wie Ludwig August Frankl von Hochwart und Franz Dingelstedt (1814–1881) fanden sich in ihrem allmählich sich konstituierenden geselligen Kreis in Stuttgart ein. Darüber hinaus pflegte sie persönlichen wie brieflichen Umgang mit Schriftstellerinnen wie Helmina von Chézy, Amalia Schoppe und Henriette Ottenheimer.

Mit Helmina von Chézy verband Emma von Suckow neben den gemeinsamen Kontakten im süddeutschen Raum auch die Liebe zum Reisen, die sich in den Werken beider Frauen widerspiegelte. Nacheinander erschienen Emma von Suckows „Reisescenen in Bayern, Tyrol und Schwaben“ (Stuttgart 1840) und ihr „Wanderleben am Fuße der Alpen“ (Heilbronn 1843), welche sie schließlich als Reiseschriftstellerin auf dem Literaturmarkt bekannt machten. Aus ihren Briefen an Helmina von Chézy geht hervor, dass sie sich in einem Schülerin-„Meisterin“-Verhältnis zu der um mehr als zwei Jahrzehnte älteren Schriftstellerin sah (SV 240 Suckow Emma von, 08.11.1845, Bl. 1v). Nach einigen zeitgeschichtlichen Werken und einer auf den Freund Nikolas Lenau biographisch konzentrierten Studie, arbeitete Emma von Suckow wieder verstärkt an Reisebeschreibungen und verfasste ausführliche Stadtporträts von Paris (Stuttgart 1854), London (Berlin 1856) und Neapel (1858), wohin sie in den Jahren seit 1853 auch gereist war. In den späteren Lebensjahren wendete sie sich erneut prosaischen Arbeiten zu, wobei die Novellensammlung „Befreite Herzen“ 1863 ihre letzte Veröffentlichung war.

Betty Brux-Pinkwart

Literatur

Elisa Müller-Adams:br />„‚Das gigantische England und meine kleine Feder’. Gender und Nation in Englandreiseberichten von Fanny Lewald und Emma Niendorf“. In: Wege in die Moderne. Reiseliteratur von Schriftstellerinnen und Schriftstellern des Vormärz. Hrsg. von Christina Ujma.
Bielefeld 2009, S. 147–158.

Hans-Ulrich Simon (Hrsg.):
Stuttgarter Gesellschaft um 1850. Justinus Kerner und Emma Suckow. Briefwechsel. 2 Bde.
Stuttgart 2012.