Brief von Fanny Tarnow an Rosa Maria Assing
o. O., [17. April 1818]
Seite „25r“
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Assing.
Am Freitag.
meine gute, theure Rosa, habe ich gestern aus
den Zeitungen den Tod Ihres Kindes erfahren.
Mein
Herz blutet mir, wenn ich daran denke, wie
dieser Verlust Sie u Ihren Gatten betrübt, da
Sie beide mit so unaussprechlicher Elternfreude
an dem kleinen holden Jungen hiengen.
schreibe ich Ihnen auch nicht um Sie trösten
zu wollen – allein ich habe gestern u die
ganze Nacht nur an Sie beide denken können
u mich darnach gesehnt mit Ihnen weinen zu
können. Gott tröste Sie, meine Trefflichen, mir
so herzlich theuren Freunde, u schenke Ihnen
gute Milderung Ihres Schmerzes, die seine
Liebe den tiefempfundensten Leiden, oft auf
eine Art beizumischen weiß, die wir nicht
vorher zu ahnen vermögen. Auch traue ich
auf meiner Rosa sanften, gottergebnen
Sinn – Wer diesen Kummer sandte, wird
ihn Ihnen auch tragen helfen; aber viel,
sehr viel gäbe ich darum, bei Ihnen zu
dieser Verlust Sie u Ihren Gatten betrübt, da
Sie beide mit so unaussprechlicher Elternfreude
an dem kleinen holden Jungen hiengen.
– Gewiß
schreibe ich Ihnen auch nicht um Sie trösten
zu wollen – allein ich habe gestern u die
ganze Nacht nur an Sie beide denken können
u mich darnach gesehnt mit Ihnen weinen zu
können. Gott tröste Sie, meine Trefflichen, mir
so herzlich theuren Freunde, u schenke Ihnen
gute Milderung Ihres Schmerzes, die seine
Liebe den tiefempfundensten Leiden, oft auf
eine Art beizumischen weiß, die wir nicht
vorher zu ahnen vermögen. Auch traue ich
auf meiner Rosa sanften, gottergebnen
Sinn – Wer diesen Kummer sandte, wird
ihn Ihnen auch tragen helfen; aber viel,
sehr viel gäbe ich darum, bei Ihnen zu
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seÿn u Sie in meinem Herzen lesen lassen
zu können, wie betrübt u besorgt ich um
Sie bin. Lassen Sie mich doch, wenn auch
nur durch Amalie erfahren, wie es Ihnen
selbst in Hinsicht Ihrer Gesundheit geht,
u vergeßt nun Beide nicht, Ihr lieben,
trefflichen Menschen, daß man, wenn
man so reich ist, wie Ihr es in u durch
einander seÿd, auch die Verpflichtung
hat, sich gegenseitig aufrecht zu erhalten. –
Gott seÿ mit Ihnen, meine Rosa – wenn Sie anzu können, wie betrübt u besorgt ich um
Sie bin. Lassen Sie mich doch, wenn auch
nur durch Amalie erfahren, wie es Ihnen
selbst in Hinsicht Ihrer Gesundheit geht,
u vergeßt nun Beide nicht, Ihr lieben,
trefflichen Menschen, daß man, wenn
man so reich ist, wie Ihr es in u durch
einander seÿd, auch die Verpflichtung
hat, sich gegenseitig aufrecht zu erhalten. –
mich denken, so seÿ es mit der Gewißheit meiner
wehmuthvollsten Theilnahme u meiner
herzlichen Liebe. – – Ich schreibe diese
Zeilen im vollen Fieber, das mich seit
einigen Tagen plagt, aber mein Herz
empfindet nichts von diesem Krankseÿn u
hat die volle Kraft des Lebens für seine
Liebe u seine Theilnahme. –
Ihre
Fannÿ.
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An
die Frau Doctorin Assing
in
Hamburg
frei.