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Brief von Charlotte von Ahlefeld an Helmina von Chézy

Schleswig, 23. Juli 1820
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 1 Ahlefeld Charlotte von, Bl. 12 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Charlotte von Ahlefeld
Empfänger/-in
Helmina von Chézy
Datierung
23. Juli 1820
Absendeort
Schleswig
Empfangsort
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 130 mm; Höhe: 210 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Renata Dampc-Jarosz; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „12r“

12

[Karl August Varnhagen]Charlotte von Ahlefeldt
an Fr. von Chézy.
S. den 23sten July 20.
Ich kann Ihnen nicht sagen, meine theure Helmina,
welch einen tiefen und schmerzlichen Eindruck
Ihr und meiner guten G. Brief in Hinsicht
unserer Fannys auf mich gemacht hat, und ich nehme
den innigsten Theil an Ihren Leiden, die
wohl die empfindlichsten sind, welche ein
warmfühlendes offenes Herz zu tragen
vermag. Ich kann das Ganze nicht
beurtheilen, weil mir Thatsachen
fehlen, die mir Aufschluß geben könnten,
weshalb ich denn auch, wo nicht die Hoffnung,
doch den Wunsch hege, das, was Ihr
Gemüth so schmerzlich empört, Ver-
läumdung anderer seyen, und sich zu
unserer Fannys Rechtfertigung aufklären mögen.
Ich weiß weiter nichts zu sagen – ich
bin ganz hingenommen
von dem Gedanken
ein Wesen falsch zu wissen, das ich
so hoch stellte.
Daher für heute auch nichts mehr, als eine
kleine Erzählung, wenn Sie sie brauchen
könnten. Ihren Entschluß erfahre ich wohl
bald u. sollten Sie sie nicht behalten
wollen; was ich Sie dann mir nur offen
zu sagen bitte, so ersuche ich Sie, das

Seite „12v“

kleine Mscpt, so wie das übrige was ich Ihnen
geschickt habe, wenn es für Ihre Plane nicht
paßt, meiner Gensiken zu geben, die
als dann von mir weiter darüber
hören soll. Ich lege Ihnen auch noch
ein Blatt einzelner Gedanken bei. Ver-
fügen Sie mit allem, wie es Ihnen gut
dünkt und halten Sie mich frei von
schriftstellerischer Eitelkeit. Es stört
unsere freundliche Verbindung gewiß nicht
wenn Sie finden, daß es Ihren
Erwartungen nicht entspricht.
Die Brun hat mir Ihre liebe
Einlage geschikt. Ich bin noch so ergriffen
von dem was Sie mir schrieben, daß ich
ganz wirr im Kopf bin. Ach prüfen
Sie doch ja recht genau, ob sich keine
Seite finden läßt, von der Fanny
zu entschuldigen wäre.
Aber ich weiß nicht was ich schreibe. Könnten
wir uns sprechen, würden Sie mir
alles klar darstellen können. So aber wan-
dele ich in Finsternis. Nur soviel muß
ich in Treue der Wahrheit sagen, daß Fan-
ny
Ihrer stets gegen mich mit Achtung und Liebe
erwähnt hat. Schreiben Sie bald – aber
[Charlotte von Ahlefeld]nicht wieder über Copenhagen, das ist 50 Meilen um – Ihre treue CvA.