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Brief von Charlotte von Ahlefeld an Apollonius von Maltitz

Teplitz, 26. September 1848
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 1 Ahlefeld Charlotte von, Bl. 37-38 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Charlotte von Ahlefeld
Empfänger/-in
Sophie Mereau
Datierung
26. September 1848
Absendeort
Teplitz-Schönau
Empfangsort
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 125 mm; Höhe: 195 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Renata Dampc-Jarosz; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „37r“

37

[Karl August Varnhagen]
Charlotte von Ahlefeld
geb. von Seebach
an Apollonius von Maltitz.
Töplitz, den 26. September 1848.
Sehr lieber und verehrter Herr von Maltiz,
halten Sie mich nicht für undankbar, daß ich Ihren
mir so werthen Brief bis jezt unbeantwortet
ließ, und meinen innigen Dank dafür, so
wie für das gehaltvolle Gedicht, das Sie mir
sandten, erst jezt, und ogleich spät, doch immer
noch mit matten Worten, die Ihnen einen Be-
griff von meiner großen Schwäche und Er-
mattung geben können, ausspreche. Sie glau-
ben nicht – und ich will Ihr gefühlvolles Ge-
müth auch nicht mit dem mannigfachen Kum-
mer belästigen, den diese verhängniß-
volle Zeit mir brachte – was ich alles
zu leiden, zu thun, und zu fürchten hat-
te, und vielleicht noch habe, wobei man
derer, die man verehrt, wohl mit aller
Wärme der treusten Ergebenheit gedenken
aber nicht schreiben kann und mag. Ach, gäbe
es doch Quellen, die, wie Karlsbad und Töplitz
unsere phÿsischen Schmerzen lindernd und
hülfreich entgegen strömen auch die Lei-
den der Seele zu beschwichtigen und zu
[Karl August Varnhagen]A. v. Maltitz.

Seite „37v“

heilen im Stande wären! – Ich wollte hin zu
ihnen pilgern, um zu genesen. doch in
der Aussenwelt sind sie nicht zu finden,
nur in Gott, dem ich meine Sorgen anheim
stelle. Er allein kann helfen, und wird es!
Die Theilnahme der guten Chezy an dem noch
immer fort bestehenden Kerkerelend mei-
nes Enkels
hat mich tief gerührt, und so
wie ich nur erst diese angreifenden Kur
überhoben bin, werde ich ihr schreiben und
ihr danken, daß sie so thätig versuchte,
einzugreifen, um mir Beruhigung zu
verschaffen. Da Sie ihr doch gewiß eher
schreiben, als ich es vermag, so bitte ich
ihr einstweilen auszusprechen, wie sehr
ich ihre Güte erkenne, und von ihrer treuen
liebevollen Gesinnung überzeugt bin. Ihrer
Frau Gemahlin empfehle ich mich achtungsvoll.
Die Leiden der armen Teubner betrüben mich
sehr. Überall wo man hinblickt, ist Kum-
mer und Noth, was um so drückender
ist, da man nicht helfen kann. Sehen

Seite „38r“

38

Sie die mir so liebe Conta‘sche Familie, so
bitte ich, sie von ganzem Herzen zu grüssen.
Dem Prof. Neander habe ich aber leider Ihre
Grüsse nicht ausrichten können. Die Ursach
mündlich. Nun nur noch die besten
Wünsche für Ihr Wohl und Ihr Zufrie-
denheit aus dem goldnen Becher, und
die Bitte, auch in der Ferne Ihr mir
so theures wohlwollendes Andenken
zu erhalten.

Töplitz
den 26sten Sept.
1848.
Ihre ergebene
Charlotte v. Ahlefeld
geb. v. Seebach.

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