Brief von Charlotte von Ahlefeld an Karl August Varnhagen von Ense
Weimar, 23. Oktober 1833
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[Karl August Varnhagen]
Charlotte von Ahlefeld
geb. Seebach.
geb. Seebach.
Weimar, den 23. Oktober 1833
Weimar den 23sten Oct. 33.
Wenn, die Erinnerung an unsere nur
flüchtige, aber mir unvergeßliche Bekant
schaft, als Sie mit Tettenborn in Schles-
wig waren, mir auch nicht das Recht
giebt, mich einer Bitte an Sie zu Ihnen
heran zu wagen, so liegt in der Fund-
grube der reichsten Gedanken und der
innigsten Aeußerungen eines unüber-
trefflich edlen Gemüths, die in dem
Buche: Rahel
men ist, wohl eine Entschuldigung des
dringenden Wunsches, dieses Buch, das
leider! im Buchhandel nicht zu haben
ist, als Eigenthum und unzertrennli-
chen Begleiter durch das ganze Leben
zu besitzen. Ich war nicht so glücklich
die treffliche Frau kennen zu lernen,
die Sie betrauern
wandter, der Gen. Hellwig mich, als ich in
flüchtige, aber mir unvergeßliche Bekant
schaft, als Sie mit Tettenborn in Schles-
wig waren, mir auch nicht das Recht
giebt, mich einer Bitte an Sie zu Ihnen
heran zu wagen, so liegt in der Fund-
grube der reichsten Gedanken und der
innigsten Aeußerungen eines unüber-
trefflich edlen Gemüths, die in dem
Buche: Rahel
mir vor Augen gekom-
men ist, wohl eine Entschuldigung des
dringenden Wunsches, dieses Buch, das
leider! im Buchhandel nicht zu haben
ist, als Eigenthum und unzertrennli-
chen Begleiter durch das ganze Leben
zu besitzen. Ich war nicht so glücklich
die treffliche Frau kennen zu lernen,
die Sie betrauern
, obgleich mein Ver-
wandter, der Gen. Hellwig mich, als ich in
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Berlin war, zu ihr führen wollte. Sie war
aber damals krank, und konnte niemand
sehn. Welch eine schöne Entschädigung
für dies Entbehren wär es nun, wenn
Sie, verehrter Herr Legationsrath,
noch ein Exemplar übrig hätten, und
mir es, da es auf keine andere
Weise zu erlangen ist, gnädigst schi
ken wollten. Bisher habe ich mich
nur in einzelnen Stunden des Exem-
plar’s der Großherzogin erfreuen dür
fen, aber in diesem Fall ist nur
dauernder Genuß der wahre, und
gewiß, niemand würde dankbarer
für eine so unschätzbare Gabe seyn
als
Ihre ganz ergebeneaber damals krank, und konnte niemand
sehn. Welch eine schöne Entschädigung
für dies Entbehren wär es nun, wenn
Sie, verehrter Herr Legationsrath,
noch ein Exemplar übrig hätten, und
mir es, da es auf keine andere
Weise zu erlangen ist, gnädigst schi
ken wollten. Bisher habe ich mich
nur in einzelnen Stunden des Exem-
plar’s der Großherzogin erfreuen dür
fen, aber in diesem Fall ist nur
dauernder Genuß der wahre, und
gewiß, niemand würde dankbarer
für eine so unschätzbare Gabe seyn
als
Charlotte von Ahlefeld
geb. von Seebach.