Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria Assing
Heiligenhafen, 4. Juni 1813
Seite „64r“
64
Assing
Ich bin glüklich im Hafen angelangt, wie Du siehst;
in einer Stunde geht es über den Sund, der
Wind ist günstig und wir werden bald
auf der heimathlichen Insel angelangt
seÿn. – Die Reise war trotz des
ungünstigen Wetters sehr angenehm;
bis Segeberg aber Weg und Gegend
schlecht, wir waren oft in Gefahr um-
zuwerfen und verirrten uns durch die
Unachtsamkeit des Fuhrmanns in der
Haide, welches uns nicht eben sehr an-
genehm war. Zu Segeberg selbst half
uns ein naher Vetter von uns, den
wir durch Zufall fanden, aus einer
unangenehmen Verlegenheit und er-
leichterte unser weitres Fortkommen.
Von Segeberg bis Eutin ist der Weg
und die Gegend unbeschreiblich schön –
ich schwelgte recht in Wonne und Erin-
nerung – Wald und See glänzten
und prangten in himmlischer Schöne
und die Vegetation war so üppig wie
ich nie sie sah. Die Hecken waren nichts
als Blütensträuche von Jelängerjelieber
und wilden Rosen, wodurch die Luft mit
dem himmlischsten Duft erfüllt war.
In Eutin fand ich durch ein glükliches
Ohngefähr meinen sogenannten Onckel
in einer Stunde geht es über den Sund, der
Wind ist günstig und wir werden bald
auf der heimathlichen Insel angelangt
seÿn. – Die Reise war trotz des
ungünstigen Wetters sehr angenehm;
bis Segeberg aber Weg und Gegend
schlecht, wir waren oft in Gefahr um-
zuwerfen und verirrten uns durch die
Unachtsamkeit des Fuhrmanns in der
Haide, welches uns nicht eben sehr an-
genehm war. Zu Segeberg selbst half
uns ein naher Vetter von uns, den
wir durch Zufall fanden, aus einer
unangenehmen Verlegenheit und er-
leichterte unser weitres Fortkommen.
Von Segeberg bis Eutin ist der Weg
und die Gegend unbeschreiblich schön –
ich schwelgte recht in Wonne und Erin-
nerung – Wald und See glänzten
und prangten in himmlischer Schöne
und die Vegetation war so üppig wie
ich nie sie sah. Die Hecken waren nichts
als Blütensträuche von Jelängerjelieber
und wilden Rosen, wodurch die Luft mit
dem himmlischsten Duft erfüllt war.
In Eutin fand ich durch ein glükliches
Ohngefähr meinen sogenannten Onckel
Seite „64v“
Fritz – Elisabeths eigentlich, den
Baron v. Brockdorff welcher Oberjä-
germeister beim Herzog von Eutin
ist, welcher uns unsern Aufenthalt
in jener Stadt sehr lieblich machte
uns auch von allen Plackereien
des Zollwesens durch einige Zeilen
befreite. – In Eutin sah ich auch
Mad: Becker, der mein Onckel
Fritz durch seinen Namen einen
Schrecken eingejagt hatte – Er
wollte sich todt darüber lachen daß
sie beÿ der Nennung seines Namens
laut ausgerufen hatte: „Ich bekomme
einen Schlag auf der Stelle!“ –
Vermuthlich hatte sie in Schleswig
die Bekanntschaft seines Bruders
des Baron Ullrichs gemacht, welcher
ihr irgend einen Streich gespielt hat. –
Mad Becker will Dir Emma
nehmen – das hat mir schon sehr
viel Kummer gemacht da ich Deine
Liebe zu dem Kinde kenne. –
Jetzt soll es über’s Meer gehen –Baron v. Brockdorff welcher Oberjä-
germeister beim Herzog von Eutin
ist, welcher uns unsern Aufenthalt
in jener Stadt sehr lieblich machte
uns auch von allen Plackereien
des Zollwesens durch einige Zeilen
befreite. – In Eutin sah ich auch
Mad: Becker, der mein Onckel
Fritz durch seinen Namen einen
Schrecken eingejagt hatte – Er
wollte sich todt darüber lachen daß
sie beÿ der Nennung seines Namens
laut ausgerufen hatte: „Ich bekomme
einen Schlag auf der Stelle!“ –
Vermuthlich hatte sie in Schleswig
die Bekanntschaft seines Bruders
des Baron Ullrichs gemacht, welcher
ihr irgend einen Streich gespielt hat. –
Mad Becker will Dir Emma
nehmen – das hat mir schon sehr
viel Kummer gemacht da ich Deine
Liebe zu dem Kinde kenne. –
leb wohl! Grüß mir alle Kinder
herzlich auch Mama und Elise.
Ich denke unaussprechlich viel an
Dich, fast immer; recht lebhaft sehnte
ich mich nach Dir wie ich von einem
Berge zuerst wieder das unbegrenz-
te Meer sah – o wärst Du beÿ mir!
Ewig Dein:
Amalia.
[Amalia Schoppe]
Eben kommen zweÿ Hamburger die uns aufsuchen – was sie haben mögen!
Es sind sehr viele Freunde hier, und noch mehrere gewesen, die jetzt auf Fehm: und
Laaland sind – so flieht alles. –
Es sind sehr viele Freunde hier, und noch mehrere gewesen, die jetzt auf Fehm: und
Laaland sind – so flieht alles. –