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Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria und David Assur Assing

Burg auf Fehmarn, 15. Juni 1817
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 230 Schoppe Amalia, Bl. 23 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Amalia Schoppe
Empfänger/-in
David Assur Assing Rosa Maria Assing
Datierung
15. Juni 1817
Absendeort
Burg auf Fehmarn
Empfangsort
Hamburg
Umfang
1 Blatt
Abmessungen
Breite: 195 mm; Höhe: 230 mm
Foliierung
Foliierung mit Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Paweł Zarychta; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Erstdruck: Thomsen, S. 142–143.

Seite „23r“

Assing
23

Burg d. 15ten Junÿ 1817.

Theuerste Rosa und bester Assing!

Noch im Bette traf mich die Freudenbotschaft: seid mir gesegnet meine Freunde, und
auch den Knaben des Schmerzes begrüße ich jubelnd auf der schönen Erde,
auf die er tritt da sie sich mit ihren schönsten Blüthen schmückt. Möge ein
guter Geist ihm lange den moralischen Winter sanft überdecken,
da er dem phisischen nicht entkommen kann. –
Du Geliebte, meine unaussprechlich theure Rosa hast so viel gelitten
indem Du dem Kinde das Leben gabst: er wird Dir darum theurer
sein, der Sohn der Leiden, denn so richtete es die Natur ein. –
Aber während Du Dich freutest am jungen entfalteten Leben lag
mein Knabe fast sterbend; gerade der 10te und 11te waren schrekliche
und bange Tage für das brechende Mutterherz; ich fürchtete ernstlich
den Verlust meines sonst so gesunden Knaben. –
Ein heftiges und verzehrendes Fieber hatte ihn plötzlich und ohne alle äußere
Veranlassung ergriffen und ihn, der noch gar nie ernstlich krank war,
schnell in ein abgezehrtes Gerippe verwandelt: Gott bewahre Euch Theuren
vor solcher unaussprechlichen Angst! –
Aber daß es kein Mädchen ist, wie ich so fest glaubte, thut mir eigentlich
leid: sollen aber nun unsre Knaben nicht so heißen? Eurer: Carl Adal-
bert
Junius und meiner Carl Adalbert Julius, dann könnten wir
noch die Zahlen hinzufügen und Eurer hieße noch Decimus und meiner
Septimus. – Meiner hat beinahe vier Jahr voraus und führt in
der Folge Euren auf die Universität oder auf Reisen als Hofmeister;
das sind nun wieder Träume! Wahrheit ist’s aber, daß Ihr mir
die große Freude geschenkt habt, Euch als glükliche Eltern zu begrüßen.
Seid gesegnet, Ihr Theuren und jubelnd von mir begrüßt. Bald
sinke ich, in drei oder höchstens vier Wochen, an Eure Brust, und führe
meinen Carl an die Wiege des Eurigen. Liebe, liebe Rosa, halte
Dich ja gut, und schone Dich recht!

Ewig nah und fern Eure Amalia.

Seite „23v“

Sr Wohlgeb.

Herrn Doctor Med: D. Assing

Erste Marienstraße
Nor 150.

Hamburg.
[[×××]rack]
[Weispflug]
[Wittwe Schwarz]
W[u]lff
[Berg]
[Bath[×××]]
[Krampf]
[Sülke]
[Amalia Schoppe][3–5]