Brief von Amalia Schoppe an Rosa Maria Assing
Burg auf Fehmarn, 20. Januar 1815
Seite „75r“
75
Assing
Burg d. 20ten Jan:
1815.
1815.
Von der größten Unruhe über Dein langes uner-
klärliches Stillschweigen, auf zwei lange Briefe
von mir, geplagt, sollen Dich, unausprech-
lich theure Rosa! diese wenigen Zeilen
beschwören, Deiner Amalia sogleich zu schrei-
ben, damit diese Angst von ihr genommen
wird. Meine erregte Fantasie sieht Dein
theures Bild in drohenden fürchterlichen Gestal-
ten Nachts im Traum, und die Angst
derselben geht auf mein waches Leben über,
so daß ich durchaus keine Ruhe finde.
Bedenke, Theure, daß Deine Freundin
seit October ohne Nachricht von Dir ist, und
sich dieses Verstummen nicht mit Theilnah-
me und Liebe vereinen kann – ja daß
sie Dich krank wähnen muß, wenn sie nicht
an Deiner Liebe verzweifeln soll.
Schon lange wollte ich Dir schreiben, aber
die Hoffnung von einem Posttage zum
andern, einen Brief zu erhalten, hielt mich
ab; jetzt kann ich diesen Zustand aber
nicht länger aushalten, und beschwöre Dich,
ihn schleunigst zu enden.
In unendlicher heißer Liebe Dein.
klärliches Stillschweigen, auf zwei lange Briefe
von mir, geplagt, sollen Dich, unausprech-
lich theure Rosa! diese wenigen Zeilen
beschwören, Deiner Amalia sogleich zu schrei-
ben, damit diese Angst von ihr genommen
wird. Meine erregte Fantasie sieht Dein
theures Bild in drohenden fürchterlichen Gestal-
ten Nachts im Traum, und die Angst
derselben geht auf mein waches Leben über,
so daß ich durchaus keine Ruhe finde.
Bedenke, Theure, daß Deine Freundin
seit October ohne Nachricht von Dir ist, und
sich dieses Verstummen nicht mit Theilnah-
me und Liebe vereinen kann – ja daß
sie Dich krank wähnen muß, wenn sie nicht
an Deiner Liebe verzweifeln soll.
Schon lange wollte ich Dir schreiben, aber
die Hoffnung von einem Posttage zum
andern, einen Brief zu erhalten, hielt mich
ab; jetzt kann ich diesen Zustand aber
nicht länger aushalten, und beschwöre Dich,
ihn schleunigst zu enden.