Brief von Karl August Varnhagen von Ense an Helmina von Chézy
Berlin, 21. Januar 1856
Seite „749r“
749
[Karl August Varnhagen]An Helmina von Chézy.
21. Januar 1856.
Hochverehrte Freundin!
So schwer es mir auch wird, und wie gern ich noch
zögerte, so muß ich doch endlich Ihnen die unangenehme
Nachricht mittheilen, welche der beiliegende Brief des
Hrn. Dr. Parthey enthält,
das betrübendste überrascht wurde. Seinen Gründen der
Ablehnung, da sie rein geschäftlich sind, kann ich keine
für ihn gültigen entgegenstellen, und muß nur be-
dauern, daß die öffentlichen Zustände hier so un-
günstig einwirken. Zwar ist grade jetzt ein Wechsel
eingetreten, der bessere Verhältnisse hoffen läßt,
aber der Erfolg ist noch keineswegs sicher, und kann
noch lange Zeit ausbleiben. Ich habe gezaudert, Ihnen
dies mitzutheilen, weil ich dachte, es könnte vielleicht
noch ein andrer Ausweg sich eröffnen; allein überall,
wo ich hingehorcht und angeklopft, ist mir dieselbe
Antwort geworden. – Das Manuskript
in meinen Händen, und ich bitte mir Ihre Befehle aus,
was damit geschehen soll. Dasselbe förmlich anzu-
tragen und auszubieten, widerstrebt mir, und dürfte
im gegenwärtigen Augenblicke zwecklos sein, auch feh-
len mir dazu Ihre näheren Angaben und Bedingungen.
Soll ich Ihnen dasselbe zurücksenden? Vielleicht haben
Sie selber noch Verbindungen, die ich nicht kenne, und
die Sie in Thätigkeit setzen können! Den Brief, den
ich Ihnen über das Werk schrieb, und der meine wahre
Meinung enthält, mögen Sie jedenfalls benutzen, wenn
Sie glauben, daß irgend ein Verleger dadurch gün-
zögerte, so muß ich doch endlich Ihnen die unangenehme
Nachricht mittheilen, welche der beiliegende Brief des
Hrn. Dr. Parthey enthält,
und von der ich selber auf
das betrübendste überrascht wurde. Seinen Gründen der
Ablehnung, da sie rein geschäftlich sind, kann ich keine
für ihn gültigen entgegenstellen, und muß nur be-
dauern, daß die öffentlichen Zustände hier so un-
günstig einwirken. Zwar ist grade jetzt ein Wechsel
eingetreten, der bessere Verhältnisse hoffen läßt,
aber der Erfolg ist noch keineswegs sicher, und kann
noch lange Zeit ausbleiben. Ich habe gezaudert, Ihnen
dies mitzutheilen, weil ich dachte, es könnte vielleicht
noch ein andrer Ausweg sich eröffnen; allein überall,
wo ich hingehorcht und angeklopft, ist mir dieselbe
Antwort geworden. – Das Manuskript
ist nun wieder
in meinen Händen, und ich bitte mir Ihre Befehle aus,
was damit geschehen soll. Dasselbe förmlich anzu-
tragen und auszubieten, widerstrebt mir, und dürfte
im gegenwärtigen Augenblicke zwecklos sein, auch feh-
len mir dazu Ihre näheren Angaben und Bedingungen.
Soll ich Ihnen dasselbe zurücksenden? Vielleicht haben
Sie selber noch Verbindungen, die ich nicht kenne, und
die Sie in Thätigkeit setzen können! Den Brief, den
ich Ihnen über das Werk schrieb, und der meine wahre
Meinung enthält, mögen Sie jedenfalls benutzen, wenn
Sie glauben, daß irgend ein Verleger dadurch gün-
Seite „749v“
stig gestimmt werden könnte. Sie haben keine
Vorstellung, wie sehr mich diese Sache bekümmert,
sie ist mir ein wahres Herzeleid. Ich enthalte
mich aller weitern Ausrufungen und Betrachtungen,
die den Stand der Dinge leider nicht ändern! –
Vorstellung, wie sehr mich diese Sache bekümmert,
sie ist mir ein wahres Herzeleid. Ich enthalte
mich aller weitern Ausrufungen und Betrachtungen,
die den Stand der Dinge leider nicht ändern! –
In meinem Hauswesen dauert das jammer-
volle Unheil ungemindert fort! Auch mich selbst
läßt das schlechte Winterwetter seinen Einfluß
wieder hart empfinden, und meine Tage gehen
unter Störungen und Hemmnissen dahin. –
volle Unheil ungemindert fort! Auch mich selbst
läßt das schlechte Winterwetter seinen Einfluß
wieder hart empfinden, und meine Tage gehen
unter Störungen und Hemmnissen dahin. –
Empfehlen Sie mich Ihrer theuren Kousine,
der Sie am Schluß Ihrer Denkwürdigkeiten
in zartsinniger Weise ein so schönes Ehren-
gedächtniß gestiftet haben! Auch sie wird über
das hiesige Mißlingen tief betrübt sein; sie
hatte der Sache so anhaltenden treuen Fleiß
gewidmet. Aber wenn auch nicht im Augenblick,
einst wird die Arbeit gewiß gute Frucht bringen! –
der Sie am Schluß Ihrer Denkwürdigkeiten
in zartsinniger Weise ein so schönes Ehren-
gedächtniß gestiftet haben! Auch sie wird über
das hiesige Mißlingen tief betrübt sein; sie
hatte der Sache so anhaltenden treuen Fleiß
gewidmet. Aber wenn auch nicht im Augenblick,
einst wird die Arbeit gewiß gute Frucht bringen! –
Für heute kann ich nicht mehr schreiben, ich
bin erschöpft, von Nachtwachen, Unwohlsein, Miß-
muth. Ich schließe mit den herzlichsten Wünschen
und treulichsten Grüßen! Meiner Gesinnungen
bleiben Sie immerdar versichert! Herzlichst Ihr
innigst ergebenerbin erschöpft, von Nachtwachen, Unwohlsein, Miß-
muth. Ich schließe mit den herzlichsten Wünschen
und treulichsten Grüßen! Meiner Gesinnungen
bleiben Sie immerdar versichert! Herzlichst Ihr
Varnhagen von Ense.
Berlin, den 25. Januar
1856
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