Brief von Louise Brachmann an Helmina von Chézy
Weißenfels, 2. April 1821
Seite „1r“
[Karl August Varnhagen]Luise Brachmann
an Fr. v. Chézy.
an Fr. v. Chézy.
W., d. 2ten Apr 21
Ungeachtet ich Ihren letzten Brief
ger gewünscht hätte, meine theure,
gute Helmina, war er doch, wie man
dies einer so trefflich sprachgewandten
Dichterin zutrauen kann, reichhaltig ge-
nug, und sagte mit wenig Worten viel,
während es mit so vielen der entge-
gengesetzte Fall ist. Er spricht aufs neue
die Herzlichkeit gegen mich aus die ich im
mer an Ihnen kannte; u malt auch lebend[ig]lb/> einige Schatten von Schwermuth aus, die
sich noch aus Ihrer neuesten Vergangenheit
in Ihr jetziges Leben herüber streckt; der
etwa gewiß bald vollends so gänzlich verschwin
den wird wie der Schatten am Morgen.
Meine arme Helmina wie weh thut es
mir Sie noch von den Folgen angegriffen zu
wißen!
angreift weiß ich nur zu gut aus der Erfahr
ung; u so will ich auch nicht in den Fehler sam
der meisten Menschen fallen, die nur nut-
zend Schreiben antworten zu dürfen glauben
weil „wir ja so viel mit der Feder zu
thun haben – pp“ ohne einzusehen daß
eben dieß viel Schreiben müßen, uns dies
so drückend quälend macht, ich will nicht, da
Sie es angreift, um schriftliche mehrere Mittheilung
bitten, so sehr sich mein theilnehmendes Herz
danach sehnt! nur wenige Worte sagen Sie
mir bald wieder aus der Fülle Ihres so wahrhaft
reichen Herzens! das Ihnen immer ein unbezahl-
barer Schutz seyn muß. Hoffentlich ja höchst wahr-
scheinlich sehen wir uns künftiges FrühJahr Kön
nen Sie irgend, meine gute Helmina, so erfüllen
Sie doch meine Bitte und senden mir bald ein paar
Louis’dor! es wäre mir Jezt ein sehr groß[er]
län
ger gewünscht hätte, meine theure,
gute Helmina, war er doch, wie man
dies einer so trefflich sprachgewandten
Dichterin zutrauen kann, reichhaltig ge-
nug, und sagte mit wenig Worten viel,
während es mit so vielen der entge-
gengesetzte Fall ist. Er spricht aufs neue
die Herzlichkeit gegen mich aus die ich im
mer an Ihnen kannte; u malt auch lebend[ig]lb/> einige Schatten von Schwermuth aus, die
sich noch aus Ihrer neuesten Vergangenheit
in Ihr jetziges Leben herüber streckt; der
etwa gewiß bald vollends so gänzlich verschwin
den wird wie der Schatten am Morgen.
Meine arme Helmina wie weh thut es
mir Sie noch von den Folgen angegriffen zu
wißen!
Denn wie geistige Verletzung auch physisch
angreift weiß ich nur zu gut aus der Erfahr
ung; u so will ich auch nicht in den Fehler sam
der meisten Menschen fallen, die nur nut-
zend Schreiben antworten zu dürfen glauben
weil „wir ja so viel mit der Feder zu
thun haben – pp“ ohne einzusehen daß
eben dieß viel Schreiben müßen, uns dies
so drückend quälend macht, ich will nicht, da
Sie es angreift, um schriftliche mehrere Mittheilung
bitten, so sehr sich mein theilnehmendes Herz
danach sehnt! nur wenige Worte sagen Sie
mir bald wieder aus der Fülle Ihres so wahrhaft
reichen Herzens! das Ihnen immer ein unbezahl-
barer Schutz seyn muß. Hoffentlich ja höchst wahr-
scheinlich sehen wir uns künftiges FrühJahr Kön
nen Sie irgend, meine gute Helmina, so erfüllen
Sie doch meine Bitte und senden mir bald ein paar
Louis’dor! es wäre mir Jezt ein sehr groß[er]
Herzliche Grüße Ihren lieben Söhnen
Ihre [liebelichen] weißen Veilchen
lesen. Die weißen Rosen
Ihre [liebelichen] weißen Veilchen
hab’ ich angefangen zu
lesen. Die weißen Rosen
noch nicht.
Seite „1v“
Gefallen. Innigen Dank zwar für Ihre liebe
vollen Bemühung wegen der Morgenröthe;
lein ich glaube nur auf Gebauer ist nicht viel zu
rechnen. Sie sprachen Ja von Jemand hieß
er nicht: Strauß? Wäre durch diesen nicht
vielleicht eher etwas zu erreichen? – Doch
adieu für heut, meine gute Helmina, und noch
mals wennn es Ihnen irgend möglich ist
so erfüllen Sie meine Bitte. Ich gehöre nicht
zu den Undankbaren. Möchte Ihnen der
kommende Frühling recht viel Freude zu
senden. Ihre Fr. Louise Brachmann
vollen Bemühung wegen der Morgenröthe;
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lein ich glaube nur auf Gebauer ist nicht viel zu
rechnen. Sie sprachen Ja von Jemand hieß
er nicht: Strauß? Wäre durch diesen nicht
vielleicht eher etwas zu erreichen? – Doch
adieu für heut, meine gute Helmina, und noch
mals wennn es Ihnen irgend möglich ist
so erfüllen Sie meine Bitte. Ich gehöre nicht
zu den Undankbaren. Möchte Ihnen der
kommende Frühling recht viel Freude zu
senden. Ihre Fr. Louise Brachmann
Ihro Hochwohlgeb
der Frau Helmina
v. Chezi
zu
Dresden
d Güte