Brief von Elise von Hohenhausen an Helmina von Chézy
Minden, 7. März 1819
Seite „1r“
[Karl August Varnhagen]Elise von Hohenhausen
an Frau von Chézy.
an Frau von Chézy.
Preusisch Minden d 7ten März. 19.
Bekanntschaft der Frau Helmine von Chezÿ, der
Enkelin unsrer ersten deutschen Dichterin und selbst
als gemüthvolle zartempfindende Musenschwester
genannt. Wenn ich auch als Geistesverwandte mich zu
Ihnen hingezogen fühlte – so machte mich doch die un-
partheische Idee die ich von meinen Leistungen habe
wieder schüchtern. Im vergangenen Herbst machte
ich eine Reise an den Rhein mit Regierungs Rath
von Hartleben und seiner Gattin und hörte aufs
neue so viel Gutes von Helminen, daß ich um so
sehnlicher Ihre Bekanntschaft wünschte, zumal da die
Erinnerung, an ein zart sehnsüchtiges Frühlingskind,
mir von Frl. v. Calenberg in Bad Eilsen vorigen
Sommer mitgetheilt, noch recht lebendig in mir
war – Noch von einem Kurgast in Eilsen hörte ich viel
Gutes über Sie – und damit Sie doch auch einiges Intresse
für mich bekommen, nehme ich eine unsrer Haupteigen-
schaften, die Neugier in Anspruch und gebe Ihnen den
Namen jenes Kurgastes in beikommender Charade die
Ihr Scharfsinn bald enträthselt haben wird, die Auflösung
eignet sich übrigens als Privatname zu keiner
Mittheilung
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Mittheilung an wenigsten an den Eigenthümer des Namens.Sehr erwünscht war es mir von der Redaktion des
hiesigen Sonntagsblatts zu erfahren, daß Frau Helmine
von Chezÿ als Mitarbeiterin eingeladen werden
würde. Das lange genährte Verlangen Ihre Be-
kanntschaft zu machen, hofft nun auf Erfüllung –
trennen Länder und Meere auch verwandte Seelen
geflügelte Rosse tragen doch das Herz zum Her-
zen – Ein Brief von theurer Hand kann mich im-
mer in einen süßen Taumel versetzen – Ich
hoffe Helmine wird mir bald diese Freude machen
Wer sie innig theilen wird, ist vor allen mein
Gatte. Er, der trocknen Amtsgeschäften hingegeben
nur wenig Zeit den Musen schenken kann, läßt
doch kein Gedicht, keine Erzählung Helminens un-
gelesen – und unterbricht sich nur zuweilen durch
die Aposterophe
ben könntest! – ich kann nicht davon kommen“
hiesigen Sonntagsblatts zu erfahren, daß Frau Helmine
von Chezÿ als Mitarbeiterin eingeladen werden
würde. Das lange genährte Verlangen Ihre Be-
kanntschaft zu machen, hofft nun auf Erfüllung –
trennen Länder und Meere auch verwandte Seelen
geflügelte Rosse tragen doch das Herz zum Her-
zen – Ein Brief von theurer Hand kann mich im-
mer in einen süßen Taumel versetzen – Ich
hoffe Helmine wird mir bald diese Freude machen
Wer sie innig theilen wird, ist vor allen mein
Gatte. Er, der trocknen Amtsgeschäften hingegeben
nur wenig Zeit den Musen schenken kann, läßt
doch kein Gedicht, keine Erzählung Helminens un-
gelesen – und unterbricht sich nur zuweilen durch
die Aposterophe
an mich: Ach! wenn Du so schrei-
ben könntest! – ich kann nicht davon kommen“
Von meinen Werken ist Ihnen vielleicht bekannt
„Frühlingsblumen“
Beiträge zum münsterländischen Taschenbuch
haben Sie meine Bekanntschaft in der Abendzeitung.
Gegenwärtig beschäftige ich mich mit einer
Uebersetzung
„Frühlingsblumen“
(Leipzig im litter. Central. Comptoir)
Beiträge zum münsterländischen Taschenbuch
u.s.w. Am nächsten
haben Sie meine Bekanntschaft in der Abendzeitung.
Gegenwärtig beschäftige ich mich mit einer
Uebersetzung
Seite „1r“
Uebersetzung des Corsaren
eine geniale herrliche Schöpfung wie alle Werke
Bÿrons, es scheint mir verdienstlicher einen
großen Dichter in unserer Litteratur bekannt
zu machen, als zu der Ueberschwemmung mittel-
mäsiger Dichtungen womit Deutschland geplagt
ist – noch etwas sehr mittelmäsiges hinzuzuschreiben
aber schwerer ist es doch auch. nur sehr langsam
schreitet meine Uebersetzung fort. Im Winter
leben wir hier viel in Gesellschaften, geben dra-
matische Vorstellungen auf einem Gesellschaftstheater
und im Sommer laden die majestätischen Pfeiler
der porta Westphalica und die ganze
himmlische Gegend die wir bewohnen, die nahen
Heilquellen u s w mit unwiederstehlicher Gewalt ins
ins Freie und die Muse genießt schwelgt in poetischen
Gefühlen statt Dichtungen zu schaffen –
aber zur von Lord Bÿron
eine geniale herrliche Schöpfung wie alle Werke
Bÿrons, es scheint mir verdienstlicher einen
großen Dichter in unserer Litteratur bekannt
zu machen, als zu der Ueberschwemmung mittel-
mäsiger Dichtungen womit Deutschland geplagt
ist – noch etwas sehr mittelmäsiges hinzuzuschreiben
aber schwerer ist es doch auch. nur sehr langsam
schreitet meine Uebersetzung fort. Im Winter
leben wir hier viel in Gesellschaften, geben dra-
matische Vorstellungen auf einem Gesellschaftstheater
und im Sommer laden die majestätischen Pfeiler
der porta Westphalica und die ganze
himmlische Gegend die wir bewohnen, die nahen
Heilquellen u s w mit unwiederstehlicher Gewalt ins
ins Freie und die Muse genießt schwelgt in poetischen
Gefühlen statt Dichtungen zu schaffen –
Beantwortung freundlicher Briefe habe ich immer
Zeit und ich hoffe bald zu erfahren daß es damit
Helminen eben so gehe.– Mit herzlichem Gruß –
Ihre
Elise von Hohenhausen
geb v. Ochs.
Meine Adreße:
An Frau Regierungsräthin
Elise von Hohenhausen geb v. Ochs
zu
Preußisch Minden.
An Frau Regierungsräthin
Elise von Hohenhausen geb v. Ochs
zu
Preußisch Minden.
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