Brief von Elise von Hohenhausen an Helmina von Chézy
Berlin, 1. November 1823
Seite „1r“
[Karl August Varnhagen]Elise von Hohenhausen
an Fr. von Chézy.
an Fr. von Chézy.
Berlin d 1ten Nov. 1823.
Sagen Sie mir doch, liebste Frau von Chézÿ, wo sind Sie eigentlich? – Einige sagenin Wien, andere in Venedig, gestern hörte ich gar Sie wären nach Egÿpten
gegangen, glaubte es aber nicht – Mit Sehnsucht sah ich immer am am Potsdamer
Thor nach Ihrer künftigen Wohnung hinauf und die bei mir so zuversichtliche
Hoffnung Ihrer baldigen Ankunft ist auch Schuld, daß ich Ihren lieben Brief, den
mir ein Herr genannt Richter, wie ich glaube, überbrachte, nicht beantwor-
tet habe, dazu kam daß ich Ihre eigentliche Adresse nicht wußte, jetzt seit Kurzem
erfahre ich daß Herr Wallishäuser in Wien Briefe für Sie befördern will.
Ich habe vorigen Monat einen recht harten Schlag des Schicksals erfahren,
mein guter Vater ist gestorben, in einem Alter, wo wir noch auf länge-
res Leben hoffen durften.
ihm folgende Erbschaft manchen Aerger nach sich ziehen wird und schon gezogen
hat, und ich doch keinen Gebrauch davon machen werde, da ich sie immer als
ein Eigenthum meiner Kinder
tüchtiger Vertreiber des Grams und man sollte jedem Kummer [###]
vollen eine tüchtige Partie Aerger, christlicher Weise aber Drei[###]
wünschen, es geht damit wie mit den Giften, eins vertreibt das andre –
mein guter Vater ist gestorben, in einem Alter, wo wir noch auf länge-
res Leben hoffen durften.
Sein Verlust hat mich sehr gebeugt, um so mehr da die
ihm folgende Erbschaft manchen Aerger nach sich ziehen wird und schon gezogen
hat, und ich doch keinen Gebrauch davon machen werde, da ich sie immer als
ein Eigenthum meiner Kinder
betrachtet habe. Der Aerger ist indessen [###]
tüchtiger Vertreiber des Grams und man sollte jedem Kummer [###]
vollen eine tüchtige Partie Aerger, christlicher Weise aber Drei[###]
wünschen, es geht damit wie mit den Giften, eins vertreibt das andre –
Herr Engelmann ist ja nun mit unsern Geschichten
sind schon viel, meistens gut rezensirt – In der Meinigen ist viel ge-
strichen – auch gut – daß der Anubis wegblieb freut mich – In dem Berliner Ta-
schenbuch finden sich einige ungeheuer lange Erzählungen – und mir ist es nun
klar warum Ihre schöne Erzählung nicht darin aufgenommen werden
konnte, die Ursach davon war ganz einfach ihre Länge – Ich habe dagegen
meinen kurzen und dünnen Cicero,
hervorgerückt, sie
sind schon viel, meistens gut rezensirt – In der Meinigen ist viel ge-
strichen – auch gut – daß der Anubis wegblieb freut mich – In dem Berliner Ta-
schenbuch finden sich einige ungeheuer lange Erzählungen – und mir ist es nun
klar warum Ihre schöne Erzählung nicht darin aufgenommen werden
konnte, die Ursach davon war ganz einfach ihre Länge – Ich habe dagegen
meinen kurzen und dünnen Cicero,
dahin gebracht –
Fr. von Waldow ist bei der jungen Gräfin Kalkreuth zu Kozmin, Herr v.Uechtritz
hat wieder zwei Trauerspiele Rom und Spartacus
3te
burs sind wohl Held desgleichen – Kretschmar ist noch der Alte – Weiter weiß
ich nichts Neues. – Fr. v. Bardeleben hat sich neulich sehr nach Ihnen erkundigt
und meint Sie haben es wiedererfahren, daß Sie bei mir sich daran nicht mit
Ihnen zusammenkommen gewollt habe, aber ihre Meinung seÿ das gar
nicht gewesen, sie wünscht Ihnen alles mögliche Gute. – Ihr Freund Malsburg
aber
hat wieder zwei Trauerspiele Rom und Spartacus
und Rom und Otto der
3te
geschrieben. HaineHeine ist in alle Welt. Varnhagen
Varnhagen
rezensirt fleißig, Lede-burs sind wohl Held desgleichen – Kretschmar ist noch der Alte – Weiter weiß
ich nichts Neues. – Fr. v. Bardeleben hat sich neulich sehr nach Ihnen erkundigt
und meint Sie haben es wiedererfahren, daß Sie bei mir sich daran nicht mit
Ihnen zusammenkommen gewollt habe, aber ihre Meinung seÿ das gar
nicht gewesen, sie wünscht Ihnen alles mögliche Gute. – Ihr Freund Malsburg
aber
Seite „1v“
aber ist ein Ehrenmann, halten Sie ihn ja recht hoch. Es freut mich sehr an meinem
Landsmann deßen persönliche Bekanntschaft ich übrigens nur wenig genossen habe
so edle menschenfreundliche Gesinnungen und ein so treues Herz für Freund-
schaft kennen gelernt zu haben; Ach so etwas ist sehr erfreulich und herzstärkend in
jetzigen Zeiten! – Ich kann in diesem engen Raum Ihnen nicht alles so er-
zählen was in mir diese günstige Meinung für ihn erregt hat, aber soviel
ist gewiß, daß Sie keinen treuern redlichern Freund haben.
Von ganzemLandsmann deßen persönliche Bekanntschaft ich übrigens nur wenig genossen habe
so edle menschenfreundliche Gesinnungen und ein so treues Herz für Freund-
schaft kennen gelernt zu haben; Ach so etwas ist sehr erfreulich und herzstärkend in
jetzigen Zeiten! – Ich kann in diesem engen Raum Ihnen nicht alles so er-
zählen was in mir diese günstige Meinung für ihn erregt hat, aber soviel
ist gewiß, daß Sie keinen treuern redlichern Freund haben.
Herzen Ihre
Elise von Hohenhausen –
Mann und Kinder empfehlen sich bestens, auch Fr. v. Waldow
grüßt von Kozmin her angelegentlich –
grüßt von Kozmin her angelegentlich –
An
Frau Helmine von Chezy
geb. von Klenke
Hochwohlgeb
zu
Durch die Wohllöbliche
Buchhandlung
von
Herrn Wallishäuser.