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Brief von Helmina von Chézy an Amalia Schoppe

o. O., [Oktober 1821]
Biblioteka Jagiellońska Kraków | SV 47 Chézy Helmina von, Bl. 246-247 XML-Datei downloaden
Absender/-in
Helmina von Chézy
Empfänger/-in
Amalia Schoppe
Datierung
Oktober 1821
Absendeort
Empfangsort
Hamburg
Umfang
2 Blätter
Abmessungen
Breite: 170 mm; Höhe: 215 mm
Foliierung
Foliierung in Bleistift durch die Biblioteka Jagiellońska Kraków.
Herausgeber/-innen
Jadwiga Kita-Huber; Jörg Paulus
Bearbeiter/-innen
Quellenrecherche, Transkription, Auszeichnung nach TEI P5 und Annotation durch Jadwiga Kita-Huber; XML-Korrektur durch Simona Noreik
Bibliographie
Ludwig Stern: Die Varnhagen von Ensesche Sammlung in der Königlichen Bibliothek zu Berlin. Berlin: Behrend & Co. 1911.

Seite „246r“

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[Karl August Varnhagen]Helmina von Chézy
an Amalia Schoppe.

Ich bin sehr böse auf Sie, Amalie, daß Sie Ihre Träumereien
u Einbildungen in den Correspondenzartikeln nieder-
schreiben, u dadurch zur Lügnerin gestempelt werden, denn
ich weiß recht gut, daß Sie das nicht verdienen, Sie mögen auch hie
u da nach Wahrnehmungen gehn, aber wer wird individuelle
Einzelheiten gleich zu Bewegungen der Masse stempeln, u
überhaupt solche Dinge berühren? Bedenken Sie, wie sehr Sie
sich u der guten Sache schaden, für die Sie so edelmüthig
gekämpft, bedenken Sie, welche Waffen und Triumph
Sie Ihrer Todtfeindin, der elenden Tarnow bereiten! Lassen
Sie von diesen Correspondenzartikeln, die Ihnen unendliche
Schmerzen bereiten müssen, lieber ganz ab, u
schreiben Sie Erzähl. um Anbringen ist mir nicht
bange. Bereits find ich heute die Zweite derbe u
tüchtige Rüge im Mgnbltt vom 24. Okt: No 255 gegen
Sie, unterschrieben von, ich glaube 25 Männern.
Es
thut mir in der Seele weh, aber einige Schuld haben Sie
dabey, u haben meine herzliche Warnung von 1820 nicht
beachtet.

Seite „246v“

Mich werden Sie in keiner Zeitschrift antreffen. Was soll
mir Verfolgung, Haß und Manille?
Viel lieber schweige
ich, u nehme sonst was von. Jetzt zu andrn Dingen
Ein bekannter, u talentvoller Dichter Joseph
Langer
hat mir versprochen.
1) H. Joseph Schickh zu mahnen Ihnen baldigst
das Honorar für Ihre Erzählung zu senden.
2) Mit einigen wackrn Buchhändlern zu sprechen, u sich
um Beschäftigung, die etwas einträgt, für Sie zu
bemühen.
H. Langer ist nun 3 Wochen fort, u ich habe noch keine
Nachricht von ihm, es wäre daher gut, daß Sie H.
Joseph Schickh wegen Ihrer Erzählung, die er schon
sehr lange hat, selbst, : recht freundlich u artig, (denn das
hilft bey ihm) schrieben. Und ihn bitten, Ihnen die Erzähl. zu
honoriren. Ich selbst schreibe ihm auch in wenigen
Tagen, u werde ihn dringend ermahnen.
Gott sey mit Ihnen, verkennen Sie nie meine
herzlichste

Seite „247r“

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Theilnahme u meinen Glauben an den Gott in Ihrer
Brust, aber hüten Sie sich vor neuer Trübsal, die
Sie sich selbst bereiten, Sie möchten sonst – verzeihen
Sie mir das harte, doch liebendgemeinte Warnungs
wort: zu Grunde gehn! – Ringen Sie sich empor,
es ist noch Zeit.
Sollten Sie Stimmung u Eingebung zu etwas Einfach Schönen
u Ergreifenden haben, so schreiben Sie es nieder, u schicken
es an Friedrich Rückert, mit einigen begleitenden
Zeilen, daß ich Sie dazu aufgemuntert habe, das
Fr: Taschenbuch
wird sehr gut honorirt, u überhaupt
ist es besser das Gelungne in Taschenbüchern u. s.
w. anzubringen, als selbst herauszugeben. Es wird
höher bezahlt und kommt mehr unter die Leute.
Fassen Sie Muth, u wachen Sie streng, u mit festem Willen
nach klaren Verhältnissen in u außer sich zu strebn, über
sich selbst. Von Herzen Ihre HvCh.

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